D O C U M E N T 4 0 5 N O V E M B E R 1 9 2 6 6 2 3 405. From Heinrich Zangger Zürich, den 6. November 1926 Lieber Freund Einstein! Für Ihren Brief danke ich Ihnen.[1] Ihre warme Einladung nach Berlin kommt zu einer Reihe von Einladungen und Briefen hinzu, die mir beweisen, dass man in Berlin einerseits mich besser kennt als ich erwartete und dass andererseit in grossen Massen guter Willen besteht, so dass ich auf keinen Fall den Ruf ohne genaue Un- tersuchung dessen, was man von mir will und was ich leisten kann bei den gegebe- nen Verhältnissen, ablehnen darf.[2] Ich bin am 26. September als vollständig unbekannte Persönlichkeit (als schwei- zerischer Delegierter an die Sitzung der internationalen kriminalpolizeilichen Kommission) nach Berlin gekommen[3] und habe keinen einzigen Bekannten in Berlin getroffen, habe aber am 30. September bereits eine ziemlich eindeutige Mei- nung, Versprechen von mehrere preussischen u vor allem Reichsministern gehabt, die mir ein geradezu überwältigendes Bild vom Willen zur Einsicht, von der Tat- kraft und der rasch die Einsicht in Tat umzusetzenden Energie gegeben haben, so- dass schon dadurch der Ruf nach Berlin für mich ein grosses Erlebnis ist und die Aussichten der Entwicklung des Faches und der grossen führenden Aufgaben der Medizin im Recht fast jetzt schon garantieren. Natürlich brauche ich Ihren Rat in vielen Gebieten, bevor ich nach irgend einer Richtung entscheide. Ich werde sofort nach meiner Ankunft in Berlin Ihnen Mitteilung machen, damit ich Ihnen die Ver- hältnisse auseinander setzen kann. Wissen Sie, dass Besso fürchtet nicht mehr gewählt zu werden, weil er pro Jahr nicht 200, sondern nur 50 Patente erledige.[4] Aber alle fragen ihn eben. Können Sie etwas tun? Auf Wiedersehn! Ich freue mich, dass Sie sich auf Wiedererleben alter Zeiten freuen mit mir.[5] Sie werden mir die grosse Seite des Berliner Wesens zeigen, das mit den vielen Härten etwas versöhnt. Viele Grüsse[6] Zangger In 8 Tagen in Berlin[7] TLS. Schulmann 2012, pp. 432–434. [40 044]. Written on letterhead “Gerichtlich-Medizinisches In- stitut der Universität Zürich.” Zangger wrote “b H Dr. Brückner, Klopstockstr. 18 Berlin NW. 23” at the top of the document, below the dateline. [1]See Doc. 397. [2]Zangger had been asked to establish an institute for national pharmacology (see Doc. 397, note 2).
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