674 DOC. 438 ON R A D I A T I O N B I O L O G Y 2 II. Kommen den einzelnen Strahlenarten , ß und γ) und insbesondere den inner- [4] halb des Röntgenspektrums spezifische Eigenschaften in bezug auf physikalisch- chemische Vorgänge zu oder ist die Strahlenwirkung nur abhängig von dem Q uan- tum der pro V olum eneinheit a b so rb ierten S trah lu n g sm en g e ? Wenn man von den α -Strahlen absieht, welche wegen ihrer geringen Durch- dringungsfähigkeit (Größenordnung 1/10 mm in Geweben) fürmedizinische Zwecke nur für Oberflächenbestrahlung in Betracht kommen dürften, kommt es bei der Wirkung der Strahlen nu r auf die pro V olum einheit ab so rb ierte E nergie an. Denn es darf wohl als sicher gelten, daß diese Energie in der Hauptsache auf Ionisationsakte verwendet wird, die praktisch zufällig über das Volumen ver- teilt sind. III. Ist es für die Wirkung der strahlenden Energie innerhalb gewisser Grenzen gleichgültig, wie man die F a ktoren In te n sitä t und Z eit“ verändert bei gleich- bleibendem Multiplikat ? Ist die Wirkung auf physikalisch-chemische Vorgänge verschieden, je nach der absorbierten Strahlenmenge (R eizw irk u n g -In itial-Z erstö ru n g sw irku n g ) ? Die durch Bestrahlung hervorgebrachten reak tio n sfäh ig en Stoffe sind in allen Fällen von verschw indend kleiner K o n zen tratio n . Deshalb scheint es mir ausgemacht, daß die Bestrahlungsdauer (bei festgehaltener absorbierter Gesamtenergie) keinen Einfluß hat, allerdings mit einer Einschränkung: Wenn die Bestrahlungsdauer so groß gemacht wird, daß innerhalb der in Betracht kom- menden Zeit merkbare Regeneration des Gewebes durch Wachstum oder stoffliche Erneuerung stattfinden kann, so kann dies eine Verringerung der Gesamtwirkung zur Folge haben. Die obere Grenze, innerhalb welcher die Bestrahlungsdauer nach dieser Überlegung gewählt werden müßte, um sicher die Maximalwirkung zu er- zielen, wäre die Zeit der Erneuerung des flüssigen Inhalts des kranken Gewebes. Es ist jedoch a priori wahrscheinlich, daß diese obere Grenze der Zeit weit größer ist, da doch nur diejenigen chemischen Wirkungen schädigend sein dürften, welche direkt die sich viel langsamer erneuernden strukturierten Substanzen des Gewebes treffen. Herr Professor L azarus teilte mir mündlich mit, daß die Krebszellen nach der Ansicht mancher Forscher im Zustande der Teilung besonders empfindlich seien. Wenn dies wahr wäre, könnte unter Umständen eine längere Dauer der Be- strahlung bei gegebener absorbierter Gesamtenergie von Vorteil sein. Ob an dieser Meinung etwas Wahres ist, entzieht sich natürlich völlig meiner Beurteilung. Ich würde aber diese Möglichkeit erst dann berücksichtigen, wenn starke empirische Gründe für sie beigebracht wären. IV. Welches ist das beste p rak tisch e S trah len m v erfah ren (Röntgen, Gamma) in qualitativer und quantitativer Beziehung ? Zur Beantwortung dieser Frage besitze ich nicht die nötigen Kenntnisse. Ich bin jedoch der Ansicht, daß die Anzeige einer an Ort und Stelle gebrachten d ü n n - w andigen Ionisationskam m er der beste Anzeiger für die Wirksamkeit einer Bestrahlung mit Röntgen- und γ-Strahlen wäre. Ob diese Methode auch auf β-Strahlen Anwendung finden kann, hängt davon ab, ob genügend dünnwandige Ionisationskammern konstruiert werden können, welche sich in das Gewebe ein- führen lassen. (Vielleicht könnte bei dieser Intensitätsuntersuchung die Körper- substanz durch Wasser ersetzt werden, solange keine Knochen in der Nähe sind.)
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