D O C U M E N T 4 4 2 J A N U A R Y 1 9 2 7 6 7 7 442. From Teodor Schlomka[1] Halle (Saale), Ziebenstraße 6., den 4. 1. 1927 Sehr geehrter Herr Professor! Im Anschluß an unsere Düsseldorfer Unterredung[2] über „Gespenster- Ladung“[3] und Erdmagnetismus erlaube ich mir, Ihnen Folgendes mitzu- teilen. Sie sagten damals, ein relativ zur Erdoberfläche sich bewegender Beobachter müsse ein anderes Magnetfeld feststellen, als ein auf der Erdoberfläche ruhender Beobachter sie hätten schon einen diesbezüglichen Versuch in einem Berliner Vor- ortzug angestellt, es sei aber nichts dabei rausgekommen [4] ebenso hätten auch die Kapitäne der nach Amerika fahrenden Dampfer bisher noch nichts von diesem Effekt gemerkt es scheine also die Annahme, daß das erdmagnetische Feld durch die Rotation der „Gespenster-Ladung“ verursacht werde, falsch zu sein. Ich habe mir nun die Sache näher überlegt und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß es nicht weiter verwunderlich ist, wenn weder Sie noch die Schiffahrer bisher den zu erwartenden Effekt festgestellt haben. Es gibt aber eine Möglichkeit, einen wirklich entscheidenden Versuch in dieser Hinsicht anzustellen: wenn man in ei- nem Flugzeug mit 30 m/sec Geschwindigkeit von Süden nach Norden fliegt, müßte die Magnetnadel des Flugzeugbeobachters eine Nord–Süd-Richtung anzeigen, die in unsere Breiten um etwa von der Richtung abweicht, die ein auf der Erdober- fläche ruhender Beobachter feststellt. Die Verhältnisse liegen so: Wenn das Erdmagnetfeld wirklich durch Rotation von elektrischer Ladung er- zeugt wird, so kann diese Ladung nicht nur eine Oberflächenladung oder nur eine Raumladung sein, weil dann von dieser Ladung an der Erdoberfläche ein elektri- sches Feld erzeugt werden würde, das das wirklich beobachtete elektrostatische Feld um das 105 fache überträfe. [Ein an der Erdrotation nicht teilnehmender und ein die Erdrotation mitmachender Beobachter würden ein nach Richtung und Größe gleiches elektrisches Feld messen, wie aus einer diesbezüglichen Rechnung von Bucherer (Phys. Zeitschr. 1906, Seite 256+257)[5] zu ersehen ist.][6] Das Erd- magnetfeld kann also nur verursacht werden entweder durch die Rotation von 2 Flä- chenladungen, von denen die positive auf einer Kugelfläche verteilt wäre, deren Radius etwas kleiner sein müßte als der Radius der negativ geladenen Kugelschale (Theorie von Sutherland)[7] , oder durch die Rotation positiver Raumladung im Erd- innern und negativer Oberflächenladung. Den ersten Fall habe ich noch nicht durchgerechnet für den zweiten Fall ergibt sich Folgendes:
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