7 4 4 D O C U M E N T 4 7 4 F E B R U A R Y 1 9 2 7 474. To Hans Albert Einstein [Berlin,] 5. II. 27. Lieber Adn! Ich habe mich über Deinen Brief[1] sehr gefreut, wie noch nie zuvor über einen Brief von Dir. Denn Güte schätze ich bei einem Menschen höher als alles andere! Die Sache ist so gegangen. Meine Frau[2] machte dem Jakobi[3] Vorwürfe in einem Briefe, dass er an mich gerichtete Briefe ohne Berechtigung öffne (Ausserdem hat er in diesem Falle, als er seinen Irrtum bemerkte, nicht den Mut gehabt, ihn einzu- gestehen, sondern den Brief unter einem Papierstoss verschwinden lassen). Gekün- digt aber hat ihm niemand. Nun aber ist er beleidigt und hat seinerseits gekündigt. Da ist wohl nichts mehr zu machen. Wenn ich ihn noch bitte zu bleiben, so hält er sich für unentbehrlich und wird in seiner Dummheit so frech, dass ichs nicht mehr aushalten kann. Ich muss es also laufen lassen. Ich lege Dir noch 20 M bei, dass Du Dich besser rühren kannst und nicht so balancieren musst.[4] Ich bin neugierig, wie es Dir in Deiner Stellung geht.[5] Schreibe mir bald darüber und möglichst deutlich. Zerstreue Dich ein bischen am Abend und hocke nicht zu viel zuhause, dass Du auch etwas von Deiner Losgelöstheit hast. Es wundert mich nicht, dass Dir Ehr- mann gefallen hat.[6] Es ist der unabhängigste Mensch, den ich hier kenne, sauberer Kerl mit einem klaren Blick in menschliche Dinge, nüchtern bis auf die Knochen, aber ein guter Freund. Ich empfinde es dankbar, dass Du nun so ordentlich gegen meine Frau bist.[7] Wenn sie auch manchmal auf die Nerven gehen mag und kein grosses Geisteskind ist, so zeichnet sie sich doch durch Gutherzigkeit aus. Nun ist es erst gemütlich, wenn Du bei mir bist. Wenn Du mir noch den festen Entschluss mitteilst, mit der Knecht kein Kind zeugen zu wollen, werde ich mich ehrlich mit Deinem Entschluss der Heirat abfinden, obwohl ich es für Euch beide bedauere.[8] Da hat kein Dritter das Recht sich einzumischen. Er darf nur eigene und fremde Er- fahrung zur Verfügung stellen, wenn es gewünscht wird. Schreibe mir auch ein wenig darüber, wie die dortige Menschenwelt durch Deine Brille aussieht. Das interessiert mich. Einstweilen sei herzlich gegrüsst von Deinem Papa. ALSX. [75 738]. [1]Doc. 469. [2]Elsa Einstein. [3]Siegfried Jacoby. [4]Hans Albert had informed Einstein about his financial plight in Doc. 469. [5]At the August Klönne steel fabrication firm in Dortmund on 1 February (see Doc. 469, note 2). [6]Rudolf Ehrmann (see Doc. 469). [7]For Hans Albert’s comments on and allusions to Elsa Einstein, see Doc. 469. [8]On Einstein’s fears about Hans Albert’s planned marriage to Frieda Knecht, see Doc. 243.
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