7 7 4 D O C . 491 M E S S A G E F O R R A N I A Arthur Schnitzler: Sehr geehrter Herr Professor! Wien 10. Feber 1927. Ihrem freundlichen Schreiben entnehme ich, daß Ihr Verein im März d. J. den Tag seines zehnjährigen Bestandes feiert. Lassen Sie mich Ihnen hiezu meine herzlichsten Glückwünsche darbringen und bei dieser Gelegenheit die ganz persönliche Bemerkung beifügen, daß der Abend, an dem ich dem Publikum der Prager „Urania“ vorgelesen habe, zu den erfreulichsten Erfahrungen gehört, die mir in meiner literari- schen Laufbahn so weit sie sich in der Oeffentlichkeit abspielte geworden sind. In herzlichem Gedenken und mit den besten Grüßen an die werten Herren des Vorstandes und namentlich an Sie, verehrter Herr Professor, Ihr aufrichtig ergebener Dr. Arthur Schnitzler. Prof. Albert Einstein: Prager Volksbildungsverein „Urania“, Prag. Es ist oft mit Recht gesagt worden, daß un- sere Zeit sich einerseits durch hohe wissen- schaftliche Spitzenleistungen und andererseits durch eine Verflachung des Horizontes des Publikums auszeichnet. Nicht nur die übertrie- bene Sportswut hat hieran schuld, sondern auch ein gewisser Hochmut der geistigen Produkti- ven diesen fehlt gar oft das lebhafte Gefühl Berlin-Schöneberg, 26. Feber 1927. dafür, daß sie die Möglichkeit geistigen Schaffens der Befreiung verdanken, welche ihnen die Arbeit der übrigen verschafft. Aus diesem Ver- hältnis erwächst eine edle Pflicht, deren Er- füllung allen zum Segen gereicht. Die „U ra - n ia " ist ein erfolgreiches Organ solcher Pflicht- erfüllung sie verdient darum Hochachtung und Nachahmung. Möge ihr reicher Erfolg und eine gedeihliche Entwicklung beschieden sein. Hochachtungsvoll A. Einstein. Geheimrat Wilhelm Ostwald: Großbothen-Leipzig, 7. April 1927. Weiteres kraftvolles Gedeihen wünscht und hofft Wilhelm Ostwald. Univ.-Prof. Dr. Bruno Kafka, Prag: An den Prager Volksbildungsverein „Urania“, Sehr verehrte Herren! Ich war in den letzten Tagen derart be- schäftigt, daß ich leider nicht dazu kam, Ihrem Wunsche wegen eines Artikels für Ihre Fest- nummer zu entsprechen. Nunmehr ist der von Ihnen gesetzte Termin verstrichen, und es bleibt mir nichts übrig, als Ihnen für Ihre ehrende Auf- forderung herzlichsten Dank zu sagen und Sie gleichzeitig anläßlich Ihres Jubiläums auf das wärmste und aufrichtigste zu beglückwünschen. Prag, den 24. März 1927. Es gibt wohl wenige Organisationen, die im Laufe des ersten Dezenniums ihres Bestandes einen derart steil in die Höhe führenden Weg zurückgelegt haben. Was Sie durch Ihr bisheri- ges Wirken in nationaler und kultureller Hin- sicht geleistet haben, muß jeder anerkennen, dem die Interessen des Prager Deutschtums am Herzen liegen. Wir alle feiern Ihr Jubiläum mit- Ihnen und sind von dem Wunsche erfüllt, daß die Urania in ihrer hohen Bedeutung sich erhal- ten und entfalten möge. Mit deutschem Gruß Kafka. Stadtrat Dr. Eckstein, Prag: Die Deutschen Prags führen zur Geltend- machung ihrer Rechte an: Prag ist ein uralter Sitz deutscher Kultur, Wissenschaft und Kunst, deutschen Handels und Gewerbes. Das Deutsch- tum ist in Prag bodenständig. Die deutsche Sprache ist hier keine fremde Sprache. Ohne die Deutschen ist Prag gar nicht denkbar. Selbst der Umsturz und seine Folgeerscheinungen ver- mochten es nicht, die Widerstandskraft des Prager Deutschtums zu brechen. Hier sind Kräfte vorhanden, die durch Gewalt nicht zer- stört werden können. Die deutsche Minorität Prags und andere städtische Minoritäten sind incommensurabel. In Prag fließt deutscher Ver- kehr durch tausend Adern. Prag selbst zählt an 40.000 Deutsche, d. h. solche, die deutsch wählen. Was deutsch spricht, ist weit mehr. Diese 40.000 Deutschen bilden gesellschaftliche Schichten, welchen die proletarische Basis fehlt. Es hängt aber damit zusammen, daß sie den Verkehr weitaus stärker beeinflussen, als dies ihrer Zahl nach entspräche. Die Verhältnisse und Bedürf- nisse haben hier einen spezifischen Zustand her- vorgebracht. Die deutsche Minorität Prags stellt einen bedeutenden kulturellen und wirtschaft- lichen Faktor vor. Alle diese Argumente werden auch durch das in reichem Maße pulsierende Vereinsleben bewiesen. Aber beweiskräftiger als alle anderen Vereine ist die U r a n ia in ihrer großartigen Betriebsfülle. Für das Deutschtum Prags genügt es, auf seine „Urania“ hinzuweisen. Dieses Ver- dienst der „Urania“ kann nicht hoch genug ein- geschätzt werden. Stadtrat Dr. Joseph Eckstein. ( ) [ 1]
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