8 1 8 D O C U M E N T 5 2 1 M A Y 1 9 2 7 521. From Leo Kohn 2 Rundell Road, Maida Hill, London W. 9, den 13. 5. 27 Vertraulich. Sehr geehrter Herr Professor Einstein! Ich versprach Ihnen, als ich kürzlich in Berlin war, Sie über die laufenden Uni- versitätsangelegenheiten informiert zu halten, und ich möchte Ihnen dementspre- chend das Folgende mitteilen: Zunächst sende ich Ihnen anbei die Abschrift eines Briefes, den Herr Professor Landau wahrend meiner Abwesenheit in Deutschland hierher gesandt hat,[1] in dem er sich über die Qualifikationen der verschiedenen Kandidaten für das Mathe- matische Institut, deren Bewerbungen ich ihm eingesandt hatte, ausspricht.[2] Ich hatte in meinem Briefe auch auf Herrn Dr Gromer[3] hingewiesen, obwohl von die- sem keine Bewerbung vorlag. Vielleicht lesen Sie die Sache gelegentlich durch und teilen mir mit, was Sie hiervon denken und was ev. auf die Ausstellungen bezüglich Dr. G’s zu antworten ist. In den Angelegenheiten der Universität hat sich während des letzten Halbjahrs recht wenig Neues zugetragen. Von einem irgendwie gearteten Einfluss der Kreise ausserhalb Palästinas kann jetzt überhaupt nicht mehr die Rede sein. Virtuell ist die ganze Leitung der Universität in Jerusalem konzentriert die Münchener Beschlüs- se existieren nur auf dem Papier.[4] Was wir indirekt von dort hören ist wenig erfreulich Die Ernenng Kliglers zum Direktor des Hygienischen Instituts hat sich als ein schwerer Missgriff erwiesen [5] er wird uns jetzt von verschiedenen Seiten als ein sehr unliebsamer Zuwachs dargestellt. Zur Illustration sende ich Ihnen anbei die Abschrift eines vertraulichen Schreibens,[6] das Herr Kisch, der Vorsitzende der Zionistischen Exekutive in Palästina kürzlich über ihn hierher gesandt hat.[7] In ei- nem Bericht, den ich dieser Tage von Ginzberg[8] über die Entwicklung der Uni- versität im letzten Jahre erhielt, wird z. B. erwähnt, daß ein Herr aus Neapel von Prof. Kligler zu seinem Assistenten für Physiologie ernannt wurde und ebenso ein weiterer Herr als Assistent für Malariaforschung beides Ernenngen, die in keiner Weise vor das Kuratorium oder den Akad. Rat gebracht worden waren. Was übri- gens ein Assistent für Physiologie in einem isolierten hygienischen Forschungsin- stitut zu suchen hat, ist uns hier unverständlich. In dem judaistischen Institut, das, wie Ihnen bekannt, nicht der direkten Kontrol- le des Kuratoriums, sondern einem besonderen Verwaltungsrat untersteht, gehen die Dinge in derselben Weise weiter.[9] Statt langer Darlegungen möchte ich Ihnen anbei die Abschrift eines Briefes senden, den Herr Dr. Hertz, der Vorsitzende des Verwaltungsrats des Instituts dieser Tage an Dr Magnes gerichtet hat,[10] der sich
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