D O C U M E N T 5 2 1 M A Y 1 9 2 7 8 1 9 trotz mehrfacher Beschlüsse des Rates weigert, die permanente Anstellung eines der Professoren durchzuführen, obwohl ein festes Kapital für diesen Zweck zur Verfügung steht.[11] Die implizierte Begründung dieser Haltung ist dieselbe die auch letztes Jahr zum Ausdruck kam, daß nämlich die Gelder mir solange zur Ver- fügung stehen als die jetzige Administration am Ruder bleibt. Die Frage der Ausdehnung der Universität in der Richtung ihres Ausbaus zu ei- ner Lehruniversität die in Palästina gefordert wird, wurde letztes Jahr einem Ko- mité bestehend aus Brodetsky, Horovitz und Ornstein zur Beratung übergeben, welches dieser Tage zu einer Sitzung in Frankfurt zusammentritt.[12] Als Material sind aus Palästina eine Reihe von Äusserungen des Lehrkörpers eingelaufen, in de- nen jene Forderung in allen möglichen Variationen wiederholt wird. Das Niveau dieser Äusserungen ist kein sehr erfreuliches. Ich sende Ihnen anbei einige dersel- ben ein, zugleich auch meinen Brief an Brodetsky über die bisherigen Richtlinien der Universitätsleitung. (Beilage IV)[13] Die nächste Sitzung des Kuratoriums wird wohl Ende August in Genf stattfin- den.[14] Vorher wird aber wohl Herr Felix Warburg bei Ihnen vorsprechen. Er soll gegen den 20. Mai in Berlin sein und beabsichtigt, wie mir Brodetsky mitteilte (der ihn in Amerika sprach), Sie in Berlin zu besuchen. Sie werden also wohl Gelegen- heit haben, ihm Ihre Meinung persönlich darzulegen. Nun glaube ich, dass es bei seiner Einstellung zu Dr. M. vielleicht ratsamer sein wird, wenn Sie Ihre Ableh- nung der Administration Dr. Ms mehr ¢auf² mit seiner geistigen als ¢auf² mit seiner persönlichen Unzulänglichkeit begründen. Weizmann selbst sieht die Dinge sehr pessimistisch an. Er sieht ein, daß die Sa- che vollständig verfahren ist und möchte den Vorsitz niederlegen.[15] Damit ist frei- lich positiv wenig erreicht. Nun hat Weizmann zu wenig Zeit und Energie übrig um positiv in die Sache eingreifen zu können, wenigstens vorerst nicht. Meines Erachtens ist die Lage nur zu sanieren, wenn man einen tüchtigen jün- geren Menschen mit der Leitung betraut, der wirklich etwas von der Verwaltung einer Universität versteht und die besonderen Probleme dieser Universität versteht. Als ein solcher Typ erscheint mir Professor Brodetsky, der, wie ich glaube nicht ab- geneigt wäre, die Sache zu übernehmen, wenn er daneben wissenschaftlich weiter- arbeiten kann. Ich möchte Sie zum Schluss nur bitten den Inhalt dieses Briefes, ganz besonders Herrn Warburg gegenüber, als vertraulich zu betrachten und ihn am liebsten gleich ins Feuer zu werfen. Nur Herrn Prof. Ehrmann[16] möchten Sie den wesentlichen Inhalt vielleicht gelegentlich mitteilen. Es tut mir sehr leid, daß er die ihm von Dr. M. im letzten Jahr zugeschobene Verantwortung für die Ernenng Kliglers nicht desavouiert hat.
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