V O L . 1 3 , D O C U M E N T 1 6 1 A P R I L 1 9 2 2 1 5 Vol. 13, 161. To Maja Winteler-Einstein[1] [Berlin,] 23. IV. 22. Liebe Maya! Ihr habt wirklich viel ausgestanden in der letzten Zeit, das muss man sagen.[2] Versäume nur ja nichts, um Dich auszuheilen denn die Furunkulose ist das An- hänglichste, was es gibt. Wenn-Ihr aber beide wieder in Ordnung seid, solltet Ihr daran gehen, Euern Wohnsitz zu ändern, wenn Ihr in Italien keinen eigentlichen Beruf finden könnt, weil Italien zum Privatisieren zu teuer ist.[3] Man muss das Le- ben so einrichten, dass man nicht durch das erste beste Missgeschick aus dem Sat- tel gehoben wird. Da wäre wohl Süddeutschland das Richtige, zumal Pauli dann nicht so weit nach Zürich hat. Denn sonst besteht Gefahr, dass ihn die dortigen Leute aus seiner Stelle drängen, wie sie es schon einmal versucht haben.[4] Ich habe eine schöne aber recht anstrengende Zeit in Paris gehabt, sodass ich jetzt ein bischen erschöpft bin.[5] Und dabei muss ich diese Woche noch nach Holland [6] es ist nicht zu ändern. Im Sommer kommen wieder meine Buben.[7] Im Oktober fahre ich mit Elsa nach Japan und China, um auch dort zu predigen, dann auf dem Rückwege wahrscheinlich noch nach Jap Spanien.[8] Dann aber, wenn dies alles fertig ist, bleib ich sitzen bis zum seligen Ende und lass mich nimmer von dem Ofen vorlocken. In Paris haben mir die Menschen sehr gut gefallen. Aber es ist traurig zu sehen, wie Europa langsam aber sicher durch die fixe Einstellung der Menschen, die sich nicht zu grösseren politischen Gesichtspunkten aufschwingen können, langsam aber sicher im Elend versinkt. Mit Solovine habe ich schöne Stunden verlebt.[9] Er ist sehr jung und frisch ge- blieben und gleich wissbegierig und geistig strebsam[er] wie ehedem. Er kennt viele von den Pariser Professoren gut und hat gesellschaftlich ein hübsches Leben. Auch finanziell geht es ihm passabel, aber doch schlecht genug, dass er nicht in Ge- fahr kommt, sich zu verheiraten, wofür er gewiss nicht passen würde. Bleibt gesund und seid herzlich gegrüsst von Euerm Albert. ALS (Christie’s online auction sale 16447, 2–9 May 2018, lot 25). [97 152]. Greetings from Ilse Einstein omitted. [1] This is the complete text of Vol. 13, Doc. 161, where only an extract was published. [2] Maja had recently informed Einstein of her and Paul’s protracted illnesses (see Maja Winteler- Einstein to Einstein, 20 April 1922 [Vol. 13, Doc. 156], and Vol. 12, Doc. 324a and Vol. 13, Doc. 90, both in this volume). [3] The Wintelers had moved from Lucerne to Florence in the summer of 1921 (see Maja Winteler- Einstein to Einstein, 3 July 1921 [Vol. 12, Doc. 167]). [4] Winteler represented his own and Einstein’s interests on the board of directors of the Schweize- rische Auer-Aktiengesellschaft (see Vol. 9, Calendar, entry of 20 January). [5] On Einstein’s visit to Paris in late March and early April 1922, see Vol. 13, Introduction, pp. xlvi–l.
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