V O L . 1 4 , D O C U M E N T 3 1 3 A U G U S T 1 9 2 4 2 1 Vol. 14, 313. To Maja Winteler-Einstein[1] Berlin. 28. VIII. 24. Liebe Schwester! Du hast recht, wenn Du Dich über mein reichliches Schweigen beklagst, aber denk daran, wie es unser lieber Vater[2] gemacht hat. Und dabei bin ich noch ein gehetzter Mensch, von innen und von aussen. Nun die Angelegenheit mit Deinem Buch.[3] Es ist doch ganz natürlich, dass mir solche Sachen peinlich sind, da sie ge- gen mich ausgebeutet werden, und auch, weil solches Zurschaustellen lebender Menschen vor Fremden etwas Penibles an sich hat. In fremden Ländern mag es an- gehen, aber wo man lebt, ist es unerträglich. Unter dem Buch von Mosz. habe ich direkt leiden müssen—selbst der gute Planck fand es eine „Katastrophe“.[4] Du bist doch sonst gegen das Herausstellen des Individuums und hast es als einen Nachteil insbesondere des deutschen Lebens empfunden, mit vollem Recht. Nur kein Per- sonenkultus. Dazu kommt dann noch mein Mangel an Selbstgefühl, der mit dem äusseren Gethue geradezu lächerlich kontrastiert. Pauli kann ich keine Stelle verschaffen.[5] Anschütz[6] braucht niemand und auch sonst wüsste ich keine Stelle, wo er hinpasste. Dagegen glaubt Else, dass sie Dir geeignete Pensionärinnen verschaffen kann [7] mir scheint es auch möglich. In der Völkerbunds-Kommission hat es mir gefallen.[8] Überhaupt ist eine hoff- nungsvollere Zeit angebrochen für die europäischen Verhältnisse. Am meisten lässt eigentlich die hiesige Mentalität zu wünschen übrig, was allerdings nicht unbe- greiflich ist. Wissenschaftlich ist mir nur wenig gelungen—das Gehirn wird langsam ranzig mit dem Alter, was aber gar nicht so unangenehm ist. Dafür ist das spätere Leben auch nicht mehr so verantwortungsvoll. Sei herzlich gegrüsst von Deinem Albert. Gruss an Pauli. ALS (Christie’s online auction sale 16447, 2–9 May 2018, lot 32). [97 159]. [1] This is the complete text of Vol. 14, Doc. 313, where only an extract was published. [2] Hermann Einstein. [3] By May 1923, Maja had almost completed the first draft of a biography of Einstein’s childhood and adolescence. With its sales she and her husband hoped to reduce the debt on their house outside of Florence. It appears that initially Einstein agreed to the publication of the book (see Maja Winteler- Einstein to Einstein, 11 May 1923 and 22 June 1923 [Vol. 14, Doc. 26 and Abs. 105]). For the man- uscript, see “Albert Einstein—Beitrag für sein Lebensbild” (SzGeB 73 880) pp. 4–16 were published in Vol. 1, pp. xlviii–lxvi. [4] Moszkowski 1921. For Einstein’s reaction to its publication at the time, see, e.g., Einstein to Heinrich Zangger, 14 March 1921 (Vol. 12, Doc. 97). Max Planck (1858–1947) was Professor of Physics at the University of Berlin. [5] Paul Winteler was a retired employee of the Swiss Federal Railroads. [6] Hermann Anschütz-Kaempfe. [7] Maja’s initial plans to run a guesthouse at their villa were unsuccessful, as the expected guests failed to arrive in spring 1924 (see Rogger 2005, p. 71). [8] Einstein had attended the fourth session of the ICIC in Geneva in late July.
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