D O C U M E N T 33 ON R E L I G I O S I T Y 83 ÜBER WISSENSCHAFT UND POLITIK 9 AUF VIER FRAGEN EINES JAPANISCHEN GELEHRTEN 1. Es ist schon nicht leicht, mit dem W ort „wissenschaft- liche Wahrheit“ einen klaren Sinn zu verbinden. So ist der Sinn des Wortes „Wahrheit“ verschieden, je nachdem es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen. Satz oder eine naturwissenschaftliche Theorie handelt. Unter „religiöser Wahrheit“ kann ich mir etwas Klares überhaupt nicht denken. 2 . Wissenschaftliche Vorsehung kann durch Förderung des kausalen Denkens und Überschauens den Aberglauben ver- mindern. Es ist gewiß, daß eine mit religiösem Gefühl ver- wandte Überzeugung von der Vernunft bzw. Begreiflichkeit der W elt aller feineren wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt. 3. Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren W elt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als „pantheistisch“ (Spi- noza) bezeichnen. 4. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten ich habe zu ihnen keine andere Beziehung. RELIGIOSITÄT Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflußte oder über seine Kreaturen zu Gericht säße. Ich kann es nicht, [2]