1 1 6 D O C U M E N T 5 6 S E P T E M B E R 1 9 2 7 ALSX. [23 150]. [1] The telegram, which is not extant, was followed by a detailed letter (see Doc. 52). [2] Einstein had used similar metaphors and arguments relating to his age many years earlier, when an appointment at the University of Chicago was being contemplated (see Einstein to Ludwik Silberstein, 4 October 1921 [Vol. 12, Doc. 254]) in 1923 in response to invitations to join the faculty of Columbia University (see Einstein to Gano Dunn, 11 April 1923 [Vol. 14, Doc. 11]) and of the Uni- versity of Bologna (see Einstein to Federigo Enriques, 11 April 1923 [Vol. 14, Doc. 12]) and in early 1927, upon being invited to join Johns Hopkins University (see Einstein to Karl F. Herzfeld, after 8 January 1927 [Vol. 15, Doc. 447]). 56. From Eduard Einstein [Zurich?, before 19 September 1927?][1] Lieber Papa! Du scheinst dauernd in dem Irrtum befangen, es sei schweigende Übereinkunft, daß Du mir nicht zu schreiben brauchst, sofern ich dies nicht tu. Ich weiß gar nicht, was Dir diese Überzeugung gibt. Du mußt zugeben, daß die Chancen nicht gleich verteilt sind: ich muß, schreib ich Dir, zuerst hartnäckige Hemmungen (infantile Komplexe) nieder kämpfen, und daß Du mich nicht allwöchentlich mit Meldungen und Moralen überschwemmst, hat gar keine Entschuldigung. Ich finde, Du hast ge- radezu die Pflicht, mich häufig mit Lebens-Lehren und Moral-Maximen zu über- fluten. Wo bleibt meine Erziehung?[2] Es ist monoton zu leben, ohne irgend welche gute Lehre zu bekommen, die man in den Wind schlagen könnte. Ich würde Dir empfehlen, Dich ernstlich an meine Erziehung zu machen. Vielleicht ist doch noch das eine oder das andre an mir zu verderben. Ich wünsche Dir nicht, daß Du noch in Deinen alten Tagen über die grotesken Früchte, die auf deinem Boden gewach- sen sind, von einem Entsetzen ins andre geraten mußt. Setz Dich also an den Schreibtisch und mach Dich daran, mich zu erziehen. Sonst fang ich an, Dich zu erziehn. Ich bin der geborene Moralist. Ich weiß noch nicht bestimmt, ob ich Dir heute über die Schule oder über Un- moralität der wissenschaftlichen Betätigung Mitteilungen machen soll.[3] Fest steht bloß, daß ich überhaupt keine Zeit habe, Dir zu schreiben. Ich sollte gerade jetzt eine Stunde üben. Es ist 5 Uhr. Am Abend muß ich meinen Kameraden an ei- ner militärischen Versammlung sich langweilen helfen.[4] Ich werde mich aktiv durch Lesung einer Ballade beteiligen, die die Vorbereitung des Freiwilligen auf eine militärische Übung zum Gegenstand hat und so schließt: Horch: zum Mittags-Fraß ruft rügend Mutter. Er naht taumelnd, stürzt Mahl hinunter, stark verkürzt. Ab zur Küch, Holt ungenügend
Previous Page Next Page