D O C U M E N T 1 2 8 J A N U A R Y 1 9 2 8 2 2 7 Für den, der die Entwicklung der Dinge während der letzten drei Jahre objektiv verfolgt hat, kann über das Wesentliche des Sachverhalts doch wirklich kein Zwei- fel bestehen. Von jener ersten Sitzung in Tel Aviv ab, bei welcher Herr Dr. Magnes sich zum virtuellen Gesamtleiter der Universität ernennen liess,[3] bis zu seinen noch kürzlich eingesandten Vorschlägen zur Reorganisation der Universitätsver- waltung, in denen vorgeschlagen wird, dass er, der Kanzler oder Principal, nicht nur zum administrativen, sondern auch zum akademischen Chef der Universität er- nannt werde, geht eine klare Linie durch die gesamte Entwicklung der Universi- tätsverwaltung, die vielleicht unter dem Druck von aussen, wie etwa in München etwas aufgehalten,[4] aber doch immer wieder mit zähem Zielbewusstsein weiter verfolgt wurde. Ich habe in meinem Briefe an das Kuratorium vom vergangenen Jahre auf mehrere symptomatische Aeusserungen dieser Tendenz hingewiesen und es haben sich im Laufe dieses Jahres mehrere Auswirkungen des dort gerügten Zu- standes gezeigt, die die jetzigen Verhältnisse als ganz unerträglich erscheinen lassen.[5] Bei scheinbarer Aufrechterhaltung der Autorität des Kuratoriums, haben wir immer wieder den Sachverhalt, dass faits accomplis geschaffen werden, die das wenig informierte und sehr selten zusammentretende Kuratorium dann notwendi- gerweise acceptieren und billigen muss so wie etwa in jenem bedauerlichen Fall der Ernennung Professor Kliglers, wo eine Vereinbarung mit dem Joint getroffen worden war, die das Kuratorium garnicht mehr meritorisch prüfen konnte, und nun jetzt wieder die zwischen Herrn Dr. Magnes und der Hadassah kürzlich getroffenen Vereinbarung betreffend Einreihung der Sektionschefs der letzteren in den Lehr- körper der Universität, eine Entwicklung, die, wie ich erfuhr, bereits in der Person Professor Kliglers selbst gegenwärtig verwirklicht wird.[6] Ich sehe hierin einen weiteren Eingriff in die Kompetenzen des Kuratoriums. Ich muss Ihnen auch weiter offen sagen, dass, wie Dr. Magnes in seinem Briefe richtig sagt, ich ihn nach seinen allgemeinen Qualifikationen nicht für geeignet hal- te, den ausserordentlich verantwortungsvollen Posten zu bekleiden, der ihm über- tragen worden ist.[7] Es darf in diesem internen Briefe doch gesagt werden, dass für diese Stellung, deren Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Palästinas und für die Gesamtjudenheit wir vielleicht garnicht ermessen können, sicher nicht gerade Dr. Magnes erwählt worden wäre, wenn nicht die Rücksicht auf die von ihm auf- gebrachten und aufzubringenden Fonds und auf seine nahen Beziehungen zu den amerikanischen Gönnern der Universität massgebend gewesen wäre. Wenn er nur die geschäftliche und administrative Leitung sowie die Vertretung nach aussen hät- te, so wäre dagegen nach meiner Ansicht nichts einzuwenden. Als ausführende, entscheidende und vorbereitende Instanz für die Angelegenheiten des Forschens und Lehrens wäre dagegen ein Mann von hohem wissenschaftlichem Niveau nötig, der sich vermöge des durch geistige Leistungen erworbenen Ansehens und auf