D O C U M E N T 1 3 2 J A N U A R Y 1 9 2 8 2 3 3 132. From Michele Besso Bern, den 17. 1. 28 Lieber Albert, Als wir uns die beidenletzten Male sahen, hast Du beide Male an die tatsäch- lich nicht zur Effektuierung gelangte Doktoranleihe erinnert[1]—und ich musste noch lange daran denken, wie viele ganz andere Bindungen zwischen uns bestehen. Ich verdanke Dir meine Frau und damit Sohn und Enkel [2] ich verdanke Dir meine Stelle und damit die Ruhe des weltlichen Klosters,[3] und die materielle Beruhi- gung für die schweren Zeiten. Ich verdanke Dir den wissenschaftlichen Ueber- blick, den man ohne eine solche Freundschaft nur mit dem Aufwand seiner ganzen Persönlichkeit, wenn überhaupt, erreichen kann und Du weisst ja am besten, wel- ches gewaltige Lebensgefühl überindividueller Art damit verbunden ist. Meinerseits war ich in den Jahren 1904 und ‘05 Dein Publikum [4] habe ich bei der Fassung Deiner Mitteilungen zum Quantenproblem Dich um einen Teil Deines Ruhms gebracht,[5] Dir dafür in Planck einen Freund verschafft [6] und habe viel- leicht, mit meiner Verteidigung des Judentums und der jüdischen Familie, zum Teil auf mir, dass sich Dein Familienleben so wendete, und dass ich Mileva von Berlin nach Zürich zurückbringen musste.[7] Jetzt bin ich nochmals bei Dir in der Angelegenheit, die auch in der Berisalzeit zur Sprache kam.[8] Da sagtest Du: ich habe (oder ich muss oder ich werde, ich weiss nicht einmal mehr wie die Sache damals schon stand) meinem Sohn[9] in diese […]dazu geholfen ich werde ihm auch, wenn ich kann, wieder davon hel- fen. Ich habe einen heillosen Respekt vor den Situationen dieser Art, die die jungen Menschen bedräuen und habe und hätte wohl immer ……nicht mehr recht wozudas dazu helfen befürwortet. Nun hatte ich in der letzten Woche Dezember, wie ich Dir schrieb, „Klein“ Albert gesehen. Er sah sehr blass aus, Tete ganz kraft- voll dagegen [10] aber ich, in meiner Wolkenkukuksheim-Art, scherzte bloss, und wenn ich mir etwas dachte, so war es nur, dass er bei 10-stündiger Arbeitszeit im kohlenstaubigen Industriegebiet nicht gut anders aussehen konnte, und freute mich sowohl über seinen mathematischen Erfolg gegenüber seinem Direktor, als auch über die Förderung, die jede intensive Arbeit bietet.[11] Aber das geübte, herzlich frische Auge Zanggers sah Anderes.[12] Und da möchte ich nochmals neben Dir
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