2 7 2 D O C . 1 5 6 B A S I C C O N C E P T S O F P H Y S I C S Die Wissenschaft sucht die Zusammenhänge zwischen den Sinnen-Erlebnissen zu verstehen, d.h. logische Konstruktionen von Begriffen aufzustellen, in welchen jene Zusammenhänge als logische Konsequenzen erscheinen. Die Wahl der Begriffe & logischen Konstruktions-Regeln ist dabei an sich frei. Ihre Berechtigung liegt einzig in ihrer Leistung, d.h. darin, dass sie jenen Relationen gerecht werden.[4] Die Physik entnahm zuerst die Begriffe Zahl, Raum, Zeit, Körper dem Vor-Wis- senschaftlichen Denken & suchte bei ihren Konstruktionen mit diesen Begriffen auszukommen. Zuerst entstand die Lehre von den räumlichen Beziehungen von Körpern ohne zeitliche Veränderung, die euklidische Geometrie. Dies erste logi- sche Begriffs-System geschaffen zu haben, welches sich auf Eigenschaften körper- licher Objekte bezieht, ist ein unsterbliches Verdienst der Griechen. Es folgte die Lehre von der räumlichen Veränderung der Körper in der Zeit dies war die von Galilei & Newton begründete klassische Mechanik, welche ihrerseits die euklidi- sche Geometrie als Fundament benutzte. Diese Lehre wurde in erster Linie zur Erklärung der Bewegung der Himmels- körper geschaffen. Ihre Grundlagen sind folgende: Ein punktartiger Körper bewegt sich gradlinig-gleichförmig, solange er von allen anderen hinreichend entfernt ist. Sind andere Körper in hinreichender Nähe, so bewegt sich der Körper mit einer Be- schleunigung, welche ausschliesslich durch seine Lage gegenüber den anderen Körpern bestimmt wird. Die besondere Bestimmung der Beschleunigung aus der Lage der übrigen Körper blieb besonderen Hypothesen über die Natur der Wech- selwirkungskräfte vorbehalten. Eine dieser letzteren war die Gravitation, deren mathematischer Ausdruck durch Newton vollständig gegeben wurde. Dies streng kausale Schema sollte aber mehr liefern als eine Erklärung der me- chanischen Erscheinungen im engeren Sinne. Auch andere Aenderungen der Kör- per, die nicht unmittelbar als mechanische erkennbar waren, konnten gedanklich als Bewegungen & Gleichgewichte ihrer kleineren Bausteine interpretiert werden, wie Aenderungen des Aggregatszustandes, der Temperatur, chemische Aenderun- gen. Dies Streben, alle Vorgänge auf Mechanik zurückzuführen, führte notwendig zur Atomtheorie.[5] Durch Erweiterung der Hypothesen über die Kräfte schienen sich alle Vorgänge streng kausal & mechanisch auffassen zu lassen. Dies Programm, welches bereits von den grossen Materialisten des griechischen Altertums geahnt wurde, lautet also: Die Realität besteht nur aus Massenpunkten, welche keine anderen Veränderungen erleiden als Bewegungen, die sich nach Newtons Regeln vollziehen. Auf dieser Grundlage wurde Wunderbares geleistet. Himmels-Mechanik, tech- nische Mechanik, Theorie der Wärme, Theorie der Kristalle, ferner die Chemie entwickelten sich auf dieser Basis ohne dass man hiebei auf prinzipielle Schwie- rigkeiten stiess. Selbst die Theorie des Elektromagnetismus & die des Lichtes schienen sich zuerst widerspruchslos einzufügen. Die Existenz unveränderlicher Elementarkörper (Elektronen & Protonen) erscheint heute gesichert. [p. 3] [p. 4]
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