2 7 4 D O C . 1 5 6 B A S I C C O N C E P T S O F P H Y S I C S vertragen scheinen. Es sieht heute so aus, als wenn das Feld als letzte Realität nicht genügte, um den Tatsachen Strahlungsphenomene & der Atomstruktur gerecht zu werden. Wir gelangen zu dem Fragenkomplex, um den die heutige Physikergene- ration mit gigantischem Aufwand an Geisteskraft ringt.— Jeder weiss, dass durch ultraviolettes Licht & noch mehr durch Röntgenstrahlen chemische Elementarprozesse erzeugt werden können von weit höherer Energie als durch rotes oder gelbes Licht. Auf die Intensität der Bestrahlung kommt es da- bei gar nicht an, sondern nur auf die Farbe oder Frequenz der Strahlen.[7] Die En- ergie, welche bei dem Elementarprozess der Absorption dem absorbierenden Körper zugeführt wird, hängt erfahrungsgemäss nur ab von der Frequenz der Strah- lung. Für diese Tatsache vermochte die Feldtheorie keine Erklärung zu geben. Nach ihr wäre die lokale Konzentration der Energie nur von der Stärke aber gar nicht von der Frequenz der Strahlung abhängig—im Widerspruch mit den Tatsa- chen. Wir verstehen auf Grund der Feldtheorie nicht, warum Strahlung von be- stimmter Farbe Energie stets nur in ganz bestimmten Portionen abgeben bezw. aufnehmen kann. Etwas ähnliches zeigt sich bei den Umläufen der Elektronen um Atomkerne, welche hochfrequente mechanische Vorgänge darstellen.[8] Auch diese Bewe- gungszustände sind an ganz bestimmte Energiewerte geknüpft, was nach den bis- herigen mechanischen Theorien total unverständlich erscheint. Man sieht, dass diese diskontinuirlichen energetischen Bedingungen den Aufbau der Materie be- herrschen. Bereits sind Theorien aufgestellt, welche die möglichen Zustände & die Bedingungen der Zustandsänderungen derartiger Gebilde mit grosser Exaktheit zu berechnen gestatten. Aber diese Theorien sind charakterisiert durch den prinzipiel- len Verzicht auf strenge Kausalität, es sind prinzipiell statistische Theorien. Was darunter zu verstehen ist, soll noch erläutert werden. Auch in der früheren Physik hatten statistische Gesetze ihren wichtigen Platz. Wenn ich ein Gas unter sehr geringem Druck in einem Hohlkasten habe, der durch ein sehr kleines Loch mit einem leeren Raume komuniziert, so wird von Zeit zu Zeit—etwas durchschnittlich alle 10 Sekunden—ein Molekül des Gases in den leeren Raum austreten. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass während einer bestimmten, ins Auge gefassten Sekunde ein Molekül austritt, ist dann 1/10. Dies ist eine statistische Aussage. Aber bisher war man überzeugt, dass derartigen Gesetzmässigkeiten exakte Ge- setze über die Zusammenstösse der Moleküle untereinander & mit der Wandung des Gefässes zu Grunde liegen. Wären diese Gesetze genau bekannt & ebenso die Bewegungszustände aller Moleküle zu einer bestimmten Zeit, so wäre es prinzipi- [p. 6] [p. 7]
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