3 3 2 D O C U M E N T 2 0 2 M A Y 1 9 2 8 erwecken, als ob wir aus Mangel an Achtung vor der Persönlichkeit und den Qua- litaeten Professor Landaus den Vorschlag ablehnten. Die Art und Weise, wie Dr. M. nun in seinem letzten Brief an Sie versucht, diese von ihm geschaffene Situation dazu auszubeuten, um uns doch zur Annahme seiner Wünsche zu zwingen, gehört in die gleiche Kategorie.[5] Und in die gleiche Kategorie gehört auch die kürzlich telegraphisch gesandte Warnung, dass nach den Mitteilungen aus Amerika es im nächsten Jahre mit dem Gelde knapp stehen werde und man daher mit der Ernen- nung eines akademischen Oberhauptes nicht zu vorschnell vorgehen solle. Ganz dazu passt es dann, dass er nun die Durchführung des Vorschlages dadurch unmög- lich zu machen versucht, dass er eine Idealfigur für die Besetzung des Postens ver- langt, die, wie er wohl weiss, nicht aufzutreiben ist, wodurch sich dann natürlich die Notwendigkeit der vorläufigen Beibehaltung des bestehenden Zustandes er- gibt. Und genau auf dasselbe Ziel ist die Forderung gerichtet, dass man die Funk- tionen des akademischen Leiters nicht allzuscharf definieren dürfe, sondern der Entwicklung Spielraum gewähren solle, und schliesslich, dass man die Ernennung nur auf einen kurz beschränkten Zeitraum vollziehen dürfe.[6] Ich sehe in all diesen Einwürfen nichts anderes als Teile eines grossen Sabotageplans, um die Durchfüh- rung der von uns geforderten durchgreifenden Reform zu unterbinden. Ich ersuche Sie, bei der kommenden Sitzung diesen Taktiken mit aller Energie entgegenzutre- ten. Wir haben es schon gelernt, diese Manöver zu durchschauen. Was mich be- trifft, so erkläre ich Ihnen nochmals in aller Entschiedenheit, dass, wenn diese Reform jetzt nicht durchgeführt wird, ich in aller Offenheit aus dem Kuratorium ausscheiden werde. Ich werde es aber nicht dabei bewenden lassen, was den Herren natürlich sehr angenehm wäre, mich bloss zurückzuziehen, sondern werde in voller Oeffentlichkeit die Gründe darlegen und die Zustände schildern, die mich veran- lasst haben, diesen Schritt zu ergreifen. Ich würde Sie bitten, diesen Brief auch Herrn Felix Warburg zu zeigen. Ihr sehr ergebener A. Einstein. TLS (IL-JeCZA L[1]2/147III). [37 762]. [1] See Docs. 201 and 203. The meeting of the BOGHU was taking place in London 3–5 June. [2] For Einstein’s letter, see Doc. 128. [3] On Judah L. Magnes’s actions regarding the appointment of an academic head for the Hebrew University, see Abs. 553. [4] On the offer to Edmund Landau, see Abs. 553. [5] In his letter, Magnes states: “I think that your proposal to nominate Professor Brodetsky as Aca- demic Head of the University requires fuller consideration. […] Yet I believe that before proposing Professor Brodetsky the field should be canvassed more thoroughly. […] Among the questions to be considered by the Board of Governors is whether Professor Brodetsky’s academic prestige and his standing in the world of scholarship are sufficiently high as yet to justify his appointment at the pres- ent time” (see Judah L. Magnes to Chaim Weizmann, 24 April 1928 [36 1027]). [6] In his letter, Magnes states: “I realize that it will not be easy to find a man of the highest prestige and authority particularly if he is also to possess, as you say, ‘a comprehensive personal experience of University administration.’ All the more reason for proceeding with the utmost circumspection. [...] “[W]hoever be appointed should become Academic Head for a limited period, three or at the most five years” (see Judah L. Magnes to Chaim Weizmann, 24 April 1928 [36 1027]).
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