3 4 8 D O C U M E N T 2 1 5 J U N E 1 9 2 8 angenommen.[7] Hierdurch, und ueberhaupt durch die Formulierung der Be- schluesse und auch des Pressekommuniques, ist eine gewisse Gewaehr fuer ein vorsichtiges Vorgehen bei der Durchfuehrung dieser Plaene gegeben. Ich habe mich auch sehr intensiv an den Einzelverhandlungen beteiligt und mich immer wieder bemueht, die genannten Tendenzen zu daemmen ich glaube auch, dass in dieser Hinsicht ein gewisser Erfolg zu verzeichnen ist. Wenn die Beschluesse rich- tig durchgefuehrt werden, so glaube ich, dass nicht zu befuerchten ist, dass die Uni- versitaet sich in eine Doktoren-Fabrik verwandelt.[8] In der Frage der akademischen Verwaltung hatten sich Herr Warburg und Dr. Magnes vor der Sitzung unter dem Eindruck Ihres Briefes mir gegenueber dahin erklaert, dass sie sowohl mit dem Prinzip als auch mit der Person Prof. Brodetsky einverstanden seien, dass sie aber nur fuer eine zeitlich beschraenkte Ernennung eintreten koennten und dass im uebrigen die Funktionen des Akademischen Ober- haupts viel eingeschraenkterer Natur sein muessten als in Ihrem Briefe dargelegt ist.[9] Herr Warburg insbesondere erklaerte mir, dass er nicht zugeben koenne, dass man die Funktionen Dr. Magnes’ auf ein ganz kleines Minimum reduziere. In der Sitzung wurde jedoch von Seiten der akademischen Mitglieder des Kuratoriums, ganz besonders von Ornstein und Landau, aber auch von Horovitz und Otto War- burg, ein derartig entschiedener Widerstand gegen die Ernennung eines Akademi- schen Oberhaupts laut, dass ich nach laengeren, zum Teil etwas peinlichen Verhandlungen schliesslich einsah, dass der Vorschlag nicht zu halten war.[10] Man hat sich schliesslich darauf geeinigt, die ganze Frage der zukuenftigen akademi- schen Verwaltung einer Kommission zur Beratung zu uebertragen, die der naech- sten Sitzung des Kuratoriums sowohl ueber die prinzipiellen Fragen wie ueber geeignete Personalien Bericht erstatten soll.[11] Es wurde beschlossen, Sie zum Vorsitzenden der Kommission zu ernennen, der ausserdem noch die Herren Prof. Brodetsky, Dr. Cyrus Adler, Prof. Landau, Prof. Otto Warburg und Dr. Buechler, sowie der Praesident und der Kanzler angehoeren sollen.[12] Durch diesen Be- schluss bleibt die ganze Frage offen und wir haben die Moeglichkeit, weiter fuer eine Reform im Sinne Ihrer Wuensche einzutreten. Ich wuerde Sie daher bitten, den Vorsitz zu uebernehmen. Jedenfalls aber wuerde ich Sie ernstlich ersuchen, keinen irgendwie weitergehenden Schritt zu tun bis wir nicht Gelegenheit gehabt haben, die ganze Frage muendlich zu besprechen. Ich werde am 17. Juli in Berlin sein und werde mir dann erlauben, bei Ihnen vorzusprechen.[13] Wir werden dann alles im Einzelnen beraten koennen. Die Situation ist voller Schwierigkeiten und was im- mer man beschliesst, muss m.E. mit groesster Umsicht vorbereitet und durchge- fuehrt werden.
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