D O C U M E N T 2 4 2 J U LY 1 9 2 8 3 8 5 242. To Hans Albert Einstein Scharbeuz bei Lübeck [22 July 1928] Lieber Albert! Ich hab mich sehr mit Deinem Brief gefreut, aber Du musst nicht denken, dass Du mir regelmässig schreiben musst, wie dies in gesitteten Bürgerfamilien üblich[1] ist. (Ich habe soeben meinen rinnenden Federhalter zu Deiner Ehre end- gültig kaput gemacht und sehe aus wie ein Neger, der mit wenig Erfolg seine Ab- stammung durch ohnmächtiges Waschen verbergen will) Ich sitze hier am Meeres- strand in so viel Ruhe, als sie mir von den lieben Berlinern etc gelassen wird. Da schützt keine Verborgenheit und keine Flucht. Mit der Krankheit scheint es lang- sam zu bessern, aber ich bin nach wie vor schwach auf meinem alten Gebei[n.] Wenigstens vor Ärzten hab ich hier Ruhe. Diese sind wie die Priester und Zauberer von ehedem, nur dass sie ihre Macht noch direkter auf die Dummheit der übrigen Menschen gründen. Tetel scheint nichts von Tuberkulose zu haben, aber die Lun- genspitze ist sonst angegriffen. Mama schrieb es mir.[2] Schade, dass ich die Ferien nicht mit Tetel verbringen kann und er so allein da droben ist.[3] In dem Buberschen Buch hab ich gelesen, finde das Zeug aber ziemlich abgeschmackt.[4] Da hat mir das Büchlein über die Wirtschaftsheiligen bedeutend besser gefallen, weil erheb- lich saftiger. Ich lese gegenwärtig Rabelais mit Frau Mendel [5] das ist auch ker- niges Zeug. Ich sehe hier herunter auf die Lübecker Bucht, eine prächtige Land- schaft, aber verflucht, dass ich drin nicht herumsegeln kann. Mit dem Haus ist es noch nichts, und wird es auch wegen Entschlussschwäche der Weibsleute wohl nichts werden.[6] Mir ist es aber egal denn zu einem primitiven Sein nach meinem Geschmack kommt es ja doch nicht. Wenn ich wieder soweit käme dass ich nicht immer herumhocken müsste bis ans selige Ende wär ich schon zufrieden. Sag mir rechtzeitig, wenn Du Deine endgültige Wohnung kriegst, dass wir uns nach dem Klavier umsehen können[7] und seid beide[8] herzlich gegrüsst von Dei- nem Papa. ALSX. [75 756]. Obscured. The envelope is addressed “Herrn Albert Einstein i. F. August Klönne Dortmund” and postmarked “Timmendorfer Strand (Lübecker Bucht) 22.7.28 18–19.” For Elsa Ein- stein’s message, see Abs. 643. [1] From this word onward, the letter is written in pencil or in a different pen.
Previous Page Next Page