4 2 2 D O C U M E N T 2 6 6 S E P T E M B E R 1 9 2 8 Lieber Zangger! Ich habe Ihnen so lange nicht geschrieben, obwohl ich viel Ruhe gehabt habe und ein Leben, das als Vorbereitung zum Paradies gedeutet werden könnte, wenn ich nicht mehr Anwartschaft auf die Hölle hätte. (Denn wenn ich Gelegenheit zum Laster hatte wars nicht viel mit der Tugend bei mir). So ein beschauliches Dasein in der Natur mit behaglicher Thätigkeit verbunden ist wirklich das Schönste, wenn man nicht mit ernsthafter Verantwortung belastet ist. An der Wissenschaft ist schliesslich doch das Schönste, dass sie das Gefühl für das Mysterium allen Geschehens lebendig erhält und verhindert, dass man der bür- gerlichen Abstumpfung anheimfällt. Es ist die positive Seite der Resignation, die aus dem Erleben der Ohnmacht des erklärenden Verstandes entspringt. In der Hoffnung auf ein glückliches Wiedersehen grüsst Sie herzlich Ihr A. Einstein. ALS (SzZuZB, Nachlass H. Zangger, box 1c). Schulmann 2012, p. 471. [72 154]. [1] Year determined by Einstein’s stay in Scharbeutz. [2] The villa had been leased by Toni Mendel, who had lodged with the Einsteins until 12 Septem- ber (see Abs. 656). [3] Leopold Lichtwitz (1877–1943). [4] Oskar Minkowski (1858–1931) was a German internist and physiologist and Professor of Med- icine and director of the Medical Clinic at the University of Breslau. [5] Emanuel Libman (1872–1946) was an American-Jewish physician, bacteriologist, and patholo- gist, Professor of Clinical Medicine at Columbia University, and consultant at Mt. Sinai Hospital in New York. 266. To Abraham Adolf Fraenkel[1] Scharbeutz bei Lübeck, [20? September 1928]. Verehrter Herr Kollege! Es ist wahr, dass ich offiziell aus dem Kuratorium und akad. Rat der Jerusalemer Universität ausgetreten bin. Ich kann die Verantwortung für die unsachgemässe Leitung nicht mehr mittragen, zumal Herr Magnes die ihm erteilten Befugnisse stets überschreitet, ohne die nötige Einsicht in die Bedürfnisse des Institutes zu haben.[2] Herr Fodor, der als biologischer Chemiker dort ist, hat die Annahme sei- ner Stelle bitter bereut und macht verzweifelte Anstrengungen, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Wenn er auch ein sehr nervöser und empfindlicher Mann ist, so liegt die Schuld an dem Zerwürfnis nicht nur an ihm sondern zum grossen Teil an der tyrannischen und unzuverlässigen Leitung.[3]