4 4 0 D O C U M E N T 2 8 2 O C T O B E R 1 9 2 8 282. From David Hilbert[1] Göttingen, den 15. Okt. 1928 Lieber Herr Kollege! Hiermit wende ich mich an Sie als einen der Mitherausgeber der Mathemati- schen Annalen mit der Bitte, mir zu gestatten, dass ich an Prof. Brouwer einen Brief etwa folgendes Inhalts richte:[2] Sehr geehrter Herr Kollege![3] Namens der Herausgeber der Mathematischen Annalen teile ich Ihnen hierdurch mit, dass wir fernerhin bei der Herausgabe der Mathematischen Annalen auf Ihre Mitwirkung bei den Redaktionsgeschäften der Annalen verzichten und demnach Ihren Namen auf dem Titelblatt weglassen werden. Zugleich spreche ich Ihnen im Namen der Herausgeber der Annalen unseren Dank für Ihre bisherigen Dienste im Interesse der Mathematischen Annalen aus. Hochachtungsvoll D. Hilbert. Nur um Missverständnissen und Weiterungen, die bei der gegenwärtigen Sach- lage ganz überflüssig sind, vorzubeugen, möchte ich bemerken, dass mein Entschluss, fernerhin unter keinen Umständen mit Brouwer zugleich die Redakti- onsmitgliedschaft innezuhaben, fest und unabänderlich ist. Zur Begründung meiner Bitte möchte ich kurz folgendes ausführen: 1. Brouwer hat, insbesondere durch sein letztes vor Bologna an die deutschen Mathematiker gerichtetes Zirkular mich und, wie ich glaube, die überwiegende Mehrzahl der deutschen Mathematiker beleidigt.[4] 2. Insbesondere durch seine ausgesprochen feindliche Stellung gegen die uns wohlgesinnten ausländischen Mathematiker ist er zumal in der gegenwärtigen Zeit für die Teilnahme in der Redaktion der Mathematischen Annalen ungeeignet.[5] 3. möchte ich im Sinne der Gründer der Mathematischen Annalen—auch Klein[6] würde mir beistimmen, der die durchaus schädliche Tätigkeit Brouwers früher als wir alle durchschaute—Göttingen als eine Hauptbasis der Mathemati- schen Annalen beibehalten.[7] Ein gleichlautendes Schreiben habe ich an die anderen beiden Herren Mither- ausgeber gerichtet. Mit herzlichem Gruss D. Hilbert P.S. Wie ich höre, ist der Zustand Ihrer Gesundheit in letzter Zeit leider nicht zu- friedenstellend gewesen. Ich wünsche Ihnen herzlich volle Genesung.
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