4 4 2 D O C U M E N T 2 8 3 O C T O B E R 1 9 2 8 283. From Paul Plaut[1] Konstanzerstr. 4, Berlin W.15, 15. 10. 28. Sehr verehrter Herr Professor. Gestatten Sie mir, mich mit einer Bitte an Sie wenden zu dürfen, auch wenn ich Ihnen sicherlich auch als Wissenschaftler unbekannt bin und keine empfehlenden Schreiben beifüge. Ich arbeite augenblicklich mit Unterstützung der Notgemein- schaft der Deutschen Wissenschaft an einer umfangreichen Arbeit über die Psychologie der produktiven Persönlichkeit.[2] Ein sehr grosses und wertvolles Material über das Schaffen des Künstlers liegt bereits fertig vor. [3] Nunmehr wende ich mich an den Wissenschaftler. Und hier wäre ich Ihnen, sehr verehrter Herr Pro- fessor, herzlichst dankbar, wenn Sie die Freundlichkeit hätten, meine Arbeit da- durch zu unterstützen, dass Sie auf die beiliegenden Fragen eingingen und mir darüber Bescheid geben würden. Ich möchte zu diesen Fragen bemerken, dass es sich dabei nur um Anhaltspunkte zur Orientierung dessen, was ich will, handelt. Indem ich hoffe, keine Fehlbitte ausgesprochen zu haben und Ihnen im Voraus bestens danke, bin ich in aufrichtiger Verehrung Ihr sehr ergebener Paul Plaut Dr. med. et phil. Paul Plaut l. Ist Ihre Arbeit im grossen Ganzen mehr auf die Gewinnung neuer Einzeler- gebnisse oder mehr auf die Sammlung, Anordnung und Darbietung von Ergebnissen, oder mehr auf logische, theoriebildende Durcharbeitung ge- richtet? 2. Welche Anlässe spielen bei Ihnen, wenn Sie eine Arbeit in Angriff nehmen, eine Rolle? (Aufträge von Verlegern, Vorträge, Vorlesungen usw. In welcher Weise können diese Anlässe beschleunigend oder verzögernd auf Ihre Arbeit einwirken?) 3. Erwachsen Ihre Ideen mehr aus dem Wunsche, eine noch vorhandene Lücke in der Wissenschaft auszufüllen, oder mehr aus dem Wunsche, eine geltende falsche Auffassung richtig zu stellen? 4. Sind Sie in höherem Grade an der Methodik oder am materiellen Ergebnis der Arbeit interessiert? D.h. sind die Methoden Ihrer Arbeit neu und eigen- artig und so beschaffen und dargestellt, dass Sie erwarten, dass auf dem von Ihnen beschrittenen Wege auch von andern wertvolle Ergebnisse gefunden werden können? Oder halten Sie die materiellen Ergebnisse Ihrer Arbeit für das Wesentliche? 5. Wie verfahren Sie, wenn Ihnen erstmalig der Gedanke für eine neue Arbeit auftaucht? Pflegt i.A. eine solche Anregung zu genügen, oder sind mehrere
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