D O C U M E N T 3 0 3 N O V E M B E R 1 9 2 8 4 6 1 2. Dass in der allerletzten Zeit Hilbert wiederholt den Willen bekundet habe, mich aus der Annalenredaktion zu entfernen, und dieses mit der Begruendung, dass er mit mir nicht weiter “zusammenarbeiten” koenne.[4] 3. Dass diese Begruendung nur ein Vorwand sei, weil in der Annalenredaktion zwischen Hilbert und mir nie eine Zusammenarbeit bestanden hat[5] (so wenig wie zwischen mir und verschiedenen anderen Redaktionsmitgliedern). Dass ich sogar seit vielen Jahren mit Hilbert keinen einzigen Brief gewechselt und ihn nicht ande- res als oberflaechlich (das letzte Mal im Juli 1926) gesprochen habe. 4. Dass der wirkliche Grund denn auch nur in Hilberts von Zorn eingegebener Wunsch, mich in irgend einer Weise zu schaedigen und zu verletzen zu suchen sei. 5. Dass die (zu wiederholten Malen von der Redaktion nach aussen und nach in- nen hervorgehobene x) ) Gleichberechtigung der Redaktionsmitglieder eine Erfuel- lung von Hilberts Willen nur so zulasse, dass aus der Gesamtredaktion eine Mehrheit fuer meine Entfernung stimme. Dass an eine derartige Mehrheit kaum zu denken sei, weil ich zu den taetigsten Mitgliedern der Annalenredaktion gehoere, weil gegen die Art und Weise, in welcher ich meine Redaktionstaetigkeit erfuelle, kein Redaktionsmitglied jemals das Geringste einzuwenden hatte, und weil mein Ausscheiden aus der Redaktion sowohl fuer den kuenftigen Inhalt, wie fuer das ku- enftige Ansehen der Annalen einen entschiedenen Verlust bedeuten wuerde.[6] 6. Dass aber die so oft proklamierte Gleichberechtigung seitens der Hauptredak- tion nur eine, jetzt abzuwerfende, Maske gewesen sei. Dass naemlich die Hauptre- daktion es unternehmen wolle (und sich dazu juristisch imstande achte) mich ohne Mitwirkung der sonstigen Redakteure aus der Redaktion zu entfernen.[7] 7. Dass Carathéodory und Blumenthal ihre Mitwirkung zu diesem Unternehmen damit begruenden, dass sie die davon fuer Hilberts Gesundheitszustand zu erwar- tenden Vorteile hoeher einschaetzen, als meine Ehrenrechte und Wirkungsmoeg- lichkeiten und als die zu opfernden Werte an moralischem Prestige und an wissenschaftlichem Gehalt der Mathematischen Annalen. Ich appelliere nun an Ihr Ritterlichkeitsgefuehl und vor allem an Ihre Achtung vor Felix Kleins Andenken und bitte Sie dahin zu wirken, dass entweder die Haupt- redaktion von ihrem Unternehmen abgeht, oder die uebrigen Redakteure sich von ihr trennen und die Fortsetzung der Kleinschen Tradition in der mathematischen Zeitschriftleitung allein uebernehmen.[8] L.E.J. Brouwer x) (Aus dem von Carathéodory geschriebenen Nachrufe der Redaktion auf Felix Klein) „Er (Klein) hat dafuer gesorgt, dass die verschiedenen Richtungen der Mathematik in der Redaktion vertreten waren und dass die Redaktionsmitglieder in Gleichberechtigung neben ihm arbeiteten.— Er hat (wie stets auch im uebrigen
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