5 6 4 D O C U M E N T S 3 8 2 , 3 8 3 J A N U A R Y 1 9 2 9 382. To Melania Serbu[1] Berlin W., den 26. Januar 1929 Liebes Fräulein Serbu, Ich sehe aus Ihrem Briefe, dass Sie wirklich ein glühendes Interesse für das Stu- dium haben.[2] Unter diesen Umständen halte ich es für richtig, dass Sie sich zu- nächst einmal ganz selbstständig, langsam und geduldig, mit dem mathematischen Fundament bekannt machen. Ich werde Ihnen dazu Bücher schicken, die nach mei- ner Meinung für das Selbststudium gut geeignet sind. Dies geschieht allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Ihnen Ihr Beruf die nötige Musse lässt für ein solches Studium. Sie werden sehen, dass es mit grossem Genuss verbunden ist. Hauptsa- che: Ganz langsam vorgehn und nie eilen. Immer muss das Gefühl vorherrschen, dass es sich um wahrhaftes Vergnügen handelt. Wenn dieses Gefühl weggeht, dann aufhören.— Freundlich grüsst Sie Ihr A. Einstein. TLSX. [39 104]. [1] Serbu (1909–1985) had graduated from a commercial secondary school in Braşov, Romania. [2] See Abs. 836, in which she expresses her eagerness to study. 383. From Vossische Zeitung [Berlin,] 26. I. 29. Hochverehrter Herr Professor, es ist mir außerordentlich schmerzlich, zu hören, daß Sie über die Aufnahme des Reichenbachschen Aufsatzes verstimmt sind.[1] Ich bitte Sie nur, freundlichst zu bedenken, daß sämtliche Berliner Zeitungen über Ihre neue Arbeit Nachrichten, meist phantastischer Natur, gebracht hatten, und daß wir uns streng gehütet haben, diese aus dunklen Quellen stammenden Notizen aufzunehmen.[2] Erst als Ihre Ar- beit Gegenstand der öffentlichen Diskussion geworden war, hielten wir uns für ver- pflichtet, unsere Leser zu informieren. Herr Joel[3] bestellte uns, daß Sie uns vor der Aufnahme eines gewissen Interviews von nicht sachverständiger Hand warn- ten, und wir haben uns davor gehütet. Dagegen glaubten wir, daß ein Fachmann vom Range Reichenbachs, der uns schon eine Reihe wertvoller Aufsätze überge- ben hat, der Geeignetste zur Aufklärung des Publikums über dieses Thema wäre. Selbstverständlich nahmen wir an, daß ihm die Arbeit, über die er schrieb, bekannt wäre, und ich entnehme Ihrem Briefe auch nichts, was diesen Glauben widerlegt.
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