D O C U M E N T 3 8 4 J A N U A R Y 1 9 2 9 5 6 5 Ob sein Verhalten den akademischen Sitten zuwiderläuft, vermag ich nicht zu be- urteilen. Aber Sie werden mir hoffentlich zugeben, daß die Vossische Zeitung an diese Materie ohne unschickliche Eile und mit der denkbar behutsamsten Vorsicht herangegangen ist. Deshalb hoffe ich, daß Ihre Verstimmung niemand treffen wird, auf dessen Verehrung Sie so fest vertrauen können wie auf Ihren hochachtungsvoll ergebenen Feuilleton-Redaktion der Vossischen Zeitung gez. Jakobs.[4] TL. [73 230]. [1] See Doc. 381. [2] See, e.g., Doc. 373. [3] Kurt Jöel (1864–1930) was a journalist at the Vossische Zeitung. [4] Montague “Monty” Jacobs (1875–1945) was an Anglo-German journalist who headed the “Feuilleton” division of the Vossische Zeitung. 384. From Hans Reichenbach Berlin-Zehlendorf, den 27. I. 1929 Lieber Herr Einstein, die Vossische Zeitung übersandte mir heute den Brief, den Sie an sie gerichtet haben.[1] Ich bin durch Ihr Vorgehen gegen mich auf das tiefste verletzt. Wenn Sie irgend einen Vorwurf gegen mich richten zu müssen glaubten, so war es doch wohl selbst- verständlich, daß Sie sich an mich direkt wandten, nicht aber an die Vossische Zei- tung. Die Verantwortung für meinen Aufsatz fällt auf mich, und nicht auf die Vossische Zeitung. Soviel persönliche Achtung habe ich doch wohl verdient, nach all dem, was ich für die Relativitätstheorie und die Anerkennung Ihrer persönlichen Leistung in der Oeffentlichkeit getan habe, daß Sie mich nicht einfach übergehen können.[2] Ich möchte Ihnen trotzdem direkt antworten, denn ich kann es nicht an- nehmen, daß Sie zwischen uns eine dritte Stelle einschieben. Als ich neulich zu Ihnen kam, um mir von Ihnen über Ihre neue Theorie erzählen zu lassen, kam ich wirklich aus wissenschaftlichem Interesse—das dürfen Sie mir glauben. In den nächsten Tagen kamen verschiedene Anfragen an mich, die von den bis dahin veröffentlichten sensationellen Pressenotizen ausgingen und mich um Auskunft baten. Nachdem ich sehr oft derartige Anfragen erhalte und ja auch viel in der Oeffentlichkeit schreibe, habe ich selbstverständlich die gewünschten Aufsätze geschrieben. Maßgebend war für mich dabei auch der Gedanke, daß ich
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