5 8 4 D O C . 3 9 5 O L D & N E W I D E A S O N F I E L D T H E O R Y Von diesen die Molekulartheorie betreffenden Fragen soll hier aber nicht die Rede sein sondern von der Vervollkommnungen, welche die Feldtheorie in diesem Jahrhun[dert] erfahren hat. Sie stammen alle aus der Relativitätstheorie, welche erst im letzten halben Jahre in ihr drittes Entwicklungsstadium getreten ist. Lasst uns die prinzipiellen Standpunkte dieser drei Entwicklungsstufen und deren Bezie- hungen zur Feldtheorie kurz betrachten. Die erste Stufe, die spezielle Relativitätstheorie, verdankt ihre Entstehung in der Hauptsache der Maxwellschen Theorie des elektromagnetischen Feldes. Aus die- ser zusammen mit der Erfahrungsthatsache von der Nichtexistenz eines physika- lisch ausgezeichneten Bewegungszustandes, der als „absolute Ruhe“ interpretiert werden könnte, ergab sich eine neue Theorie von Raum und Zeit. Dass diese Theorie den absoluten Charakter des Begriffes der Gleichzeitigkeit voneinander räumlich entfernter Ereignisse aufhob, ist allgemein bekannt, ebenso der Mut der Verzweiflung, mit welchem sich ein Teil der Philosophen unter einem grossen Auf- wand von stolzen aber leeren Worten immer noch gegen jene einfache Theorie wehrt. Weniger bekannt aber ist der Dienst, welchen die spezielle Relativitäts- theorie ihrer Erzeugerin, der Maxwellschen Theorie des elektromagnetischen Fel- des leistete. Bis dahin waren nämlich das elektrische Feld und das magnetische Feld als getrennte Wesenheiten aufgefasst, wenn auch eine enge kausale Verknüp- fung dieser beiden Feldarten durch Maxwells Feldgleichungen aufgestellt war. Die spezielle Relativitäts-Theorie zeigte nämlich, dass jener kausalen Verknüpfung eine Wesenseinheit der beiden Feldarten entspricht. Derselbe Raumzustand näm- lich, der gegenüber einem Koordinatensystem als rein magnetisches Feld erscheint, erscheint gegenüber einem relativ bewegten Koordinatensystem gleichzeitig auch als elektrisches Feld, und umgekehrt. Solche Wesens-Beziehungen, welche die Zahl der unabhängigen Hypothesen und Begriffe der Feldtheorie verminderten und dadurch ihre logische Geschlossenheit erhöhten, sind für die Relativitätstheorie charakteristisch. So brachte die spezielle Relativitätstheorie auch die Wesensein- heit der Begriffe träge Masse und Energie. Dies alles ist bereits allgemein bekannt und wird hier nur erwähnt, um die einheitliche Tendenz hervortreten zu lassen, welche die ganze Gedanken-Entwicklung beherrscht. Wir wenden uns nun der zweiten Entwicklungs-Stufe der Relativitätstheorie zu, der sogenannten allgemeinen Relativitäts-Theorie. Auch diese Theorie geht aus von einer Erfahrungs-Basis welche bis dahin keine befriedi[gen]de Deutung erfah- ren hatte, nämlich von der Gleichheit der trägen und schweren Masse bzw. von der seit Galileis und Newtons Zeit bekannten Thatsache, dass alle Körper in einem Gravitationsfelde mit der gleichen Beschleunigu[ng] fallen. Diese Theorie stützt sich auf die Ergebnisse der speziellen Relativitätstheorie und modifiziert letztere zugleich. An ihrem Ausgangspunkt steht die Erkenntnis, dass es überhaupt keine [p. 11] [p. 12]