D O C U M E N T 5 1 7 M AY 1 9 2 9 7 2 9 von Leben, der uns ergriff und trug von der ersten Begegnung an, für uns Alte und für die kommenden Jungen zu wahren. Schon seit vielen Jahren hat Stodola sein Hauptaugenmerk demauf das Auf- gehen der geistigen Saat gerichtet. Das wird nun um so freier und ungezwungener geschehen können, wenn wir ihm nahe zu bleiben verstehen. Es liegt unübersehbar viel daran, dass ein Sensorium commune der Menschheit sich ausbilde. Der Lehrer, der nun die Schule verlässt, der aber die Jugend nicht verlassen kann, zu dem die Gelassenheit und die Klarheit einer höheren Welt sprechen, gehört zu den ganz we- nigen gegebenen Menschen dazu—zu den ganz wenigen, die auf uns alle beim Weiterbauen rechnen dürfen.“ Ich muss immer auf der Hut sein bei mir, dass sich nicht ein Anflug von Wach- traum auf meine Worte lege. Wunschgeleitetes Denken, hinter welchem wehmuts- volle Ahnungen der Grenzen der Menschheit lauern, ist auch in obigen Worten. Dürfen sie trotzdem mit Deinen klaren und männlichen zusammen zu dem lieben alten Freund und Lehrer gehen? Rate mir, bitte! Dein Michele ALS. [7 109]. [1] Einstein had sent Besso the manuscript of Einstein 1929ff (Doc. 511) see Doc. 513. [2] Besso wrote to Zangger on 21 April 1929 [89 173]. [3] The following text in quotation marks was published without direct attribution as the second part of Einstein 1929ff (Doc. 511). 517. To Semen L. Frank Berlin W., den 2. Mai 1929 Sehr geehrter Herr Professor Frank! Ich danke Ihnen sehr für die freundliche Aufklärung in Sachen des russischen Vereins, nach der ich mich vollständig gerichtet habe. Ich bin überzeugt, dass ich vorher von verleumderischer Seite schlecht beraten war.—[1] Ihre leidenschaftlichen Ausführungen zur Rückwanderungsfrage haben grossen Eindruck auf mich gemacht, besonders das resignierte Anerbieten, selbst als Ver- suchsobjekt zu dienen.[2] Die ganze Tragik der Entwicklung sieht man blitzartig vor sich auftauchen und man begreift, dass es über die Abgründe der Leidenschaft keine Brücken gibt. Was Sie als Schlechtigkeit und Tyrannei empfinden, ist wahr- scheinlich Fanatismus in Verbindung mit Misstrauen. Jedenfalls aber sehe ich, dass ich mir von den Schwierigkeiten einer solchen Aktion keine richtige Vorstellung gemacht habe.— Es grüsst Sie freundlichst und mit bestem Dank für Ihre unbeschränkte Aufrich- tigkeit Ihr A. Einstein TLSX.[46 248]. On personal letterhead. [1] For their previous correspondence, see Docs. 489 and 494, and Abs. 1108. [2] For Frank’s letter, see Abs. 1108.
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