7 4 4 D O C U M E N T 5 3 0 M A Y 1 9 2 9 530. From Aurel Stodola Zürich, 12. V. 29 Mein verehrter und im Stillen seit jeher geheim geliebter Meister! Als Sie mir hinter unserem Physikgebäude Ihre Berufung an die Akademie in Berlin mitteilten,[1] da erbebte mein Inneres und eine Freudenträne schwamm im Auge, weil Jemand ideale Gerechtigkeit widerfuhr auf Erden. Dann wurde mein Respekt vor der in die Wolken ragenden geschichtlichen Persönlichkeit so groß, daß eine Förmlichkeit in mein Verhalten trat, die Sie mißliebig bemerkten und, wie ich glaubte, mit Kälte quittierten. Nun strömt Ihr artikel in der NZZ mir wie ein warmer Quell entgegen,[2] in den ich vertrauensvoll tauchen und alle Zweifel wegwaschen lassen darf. Das tut einem Manne, der, wie Sie hellsichtig ersiehen, in nicht adäquater Umgebung, Jahrzehnte der Einsamkeit leben mußte, unendlich wohl![3] Beim Lesen Ihrer staunenswerten Zeilen erlebte ich den Augenblick, zu dem man sagt: verweile doch.......... Ich fühlte lindes Umfassen durch eine vom allmenschlichen tief durchdrunge- nen Geistigkeit—also letzte Schönheit, die nicht mehr überboten werden kann. Nehmen Sie heissen Dank für dies herrliche Erlebnis von Ihrem in Treue ergebenen, A. Stodola ALS. [22 263.1]. [1] Einstein accepted the offer of a salaried membership in the Prussian Academy of Sciences, the directorship of an institute to be established, and a professorship at the University of Berlin on 11 July 1913 (see Einstein to Elsa Löwenthal, 14? July 1913 [Vol. 3, Doc. 451]). [2] Einstein 1929ff (Doc. 511). [3] Einstein referred to Stodola as “ein Einsamer wie alle Selbständigen” (“Solitary, like all inde- pendent men”) in Einstein 1929ff (Doc. 511).
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