D O C . 5 3 2 O N A R A G O S O B I T U A R Y O F Y O U N G 7 4 7 [ 17 May 1929 Es ist ein glücklicher Gedanke des Herausgebers dieser Zeitschrift gewe- sen, das Andenken dieses wahrhaft genialen Mannes durch den Abdruck von Aragos vortrefflicher Rede zu pflegen. Denn Arago war selbst ein starker Geist, ein feiner und liebevoll sich einfühlender Psychologe und noch dazu ein Zeitgenosse Youngs, der imstande ist, uns nicht nur dessen Leistungen, sondern auch dessen sympathische und lebensstrotzende Persönlichkeit nahe zu bringen. Von den beiden großen Gedankenleistungen Youngs hat Arago nur die- jenige klar erkannt, welche sich auf die Erklärung der Interferenz und Beugung des Lichtes bezieht, nicht aber jene, die sich auf die Erklärung der Mannigfaltigkeit unseres Farbenerlebens bezieht. Der Grund ist einfach. Young gehörte zu jenen seltenen phantasiebegab- ten Geistern, bei welchen die Ausdauer an der Ausarbeitung ihrer Ide- en—oder sagen wir kurz das Sitzfleisch—dem Reichtum ihrer originellen Gedankenwelten nicht Genüge leisten kann. Es bedurfte wis- senschaftlicher Begabungen ersten Ranges—Fresnel und Helmholtz—, um jene zwei großen Gedanken so weit auszugestalten, daß sie von der wissenschaftlichen Welt assimiliert werden konnten. Fresnel hatte das Seine getan, als Arago schreib, Helmholtz ließ noch ein paar Jahrzehnte auf sich warten. Arago hat also nur Youngs ersten großen Gedanken voll würdigen können, nicht aber den zweiten. Was ihm möglich war, leistete er mit erquickender Sympathie und Grazie. Nicht ohne eine gewisse Schadenfreude habe ich als ein Kind unserer Generation bei der Lektüre der AragoYoungschen Rede gemerkt, daß die Männer der Wissenschaft schon damals von der Schwäche nationalisti- scher Engherzigkeit keineswegs frei waren wir brauchen uns also heute nicht wie aus dem Paradies Vertriebene vorzukommen. Ich hoffe aber, daß uns dieser Trost keine volle Befriedigung spenden wird. Alb. Einstein [2] [3] [1] [4] [5] [6] [7]
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