In einer Sache muss ich um Ihre Entschuldigung bitten. Wir haben eine Zeitschrift für die Gesellschaft ehemaliger Studenten unserer technischen Hochschule—die „Technology Review“. Die Redaktion hatte mich eingeladen, etwas gemeinverständ- liches über die jetzige Lage der Relativitätstheorie zu veröffentlichen. Ich stimmte zu, war aber mit dem Unsinn von den Poors und Sheldons so ange- ekelt, dass ich einen grossen Teil der Mitteilung zu ihrer Widerlegung widmete.[2] Ich fand auch die Gelegenheit, ein Wort über Seine Eminenz, den Kardinal O’Connell zu sagen. Er gehört zu den echt geistlichen Fürsten der Kirche nicht, ist dagegen ein grober Politiker.[3] Was ich unrecht getan habe, ist etwas über Ihren Brief zu uns zu erwähnen.[4] Freilich tat ich’s auf’s höflichste und auf’s ehrfurchtvollste. Aber die Herren Jour- nalisten haben das Wort genommen, als ob ich Ihre Arbeit widerlegen möchte, und als ob ich renommiert hätte. Man ist natürlich stolz darauf, Arbeit zu leisten, die Ihren Beifall erregt, aber Sie werden von den eingeschlossenen Seiten ersehen, dass ich die Grenzen der Höflichkeit nicht überschritten habe. Ich bedaure aber sehr, dass ich zu der Menge Unsinn, die über Sie in amerikanischen Zeitschriften und Zeitungen immer mehr erscheint, zufällig beigetragen habe. Ein Brief von der Redaktion der „Technology Review“ ist hiermit eingeschlossen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr[5] Norbert Wiener TLS. [23 458]. On letterhead “Massachusetts Institute of Technology Cambridge, Massachusetts.” Addressed “Herrn Professor Dr. A. Einstein Berlin-Wilmersdorf Haberlandstr. 5.” An earlier version of this letter, differently phrased, dated 14 May 1929 and addressed to Einstein “Berlin-Schmargen- dorf,” that appears to have not been sent or perhaps could not be delivered, is extant in MIT Libraries, MC-0022, box 5, folder 31. [1] The earlier version of this letter added: “Ich betrachte die darin enthaltene Theorie keineswegs als etwas Endgültiges denke aber, dass sie eben so gute Ansprüche auf die allgemeine Aufmerksam- keit besitzt, als wie die neue von Weyl vorgeschlagene Theorie.” (“I consider the theory contained in it by no means as something final but I believe that it has as much right to be read by a general audi- ence as the theory recently suggested by Weyl.”) [97 457]. [2] Charles L. Poor (1866–1951) was Professor of Celestial Mechanics at Columbia University Harold H. Sheldon (1893–1964) was Professor of Physics at New York University and science editor of the New York Herald-Tribune. For critical statements by Poor and Sheldon on Einstein’s teleparal- lel theory, see the New York Herald Tribune of 1 February 1929 [4 028]. For Wiener’s criticism, see Wiener 1929a. [3] On Cardinal William Henry O’Connell’s recent attacks on Einstein’s religious views, see Doc. 508, notes 3 and 4. [4] Likely Einstein’s response to Doc. 419, mentioned in its descriptive note, in which Einstein con- ceded Wiener and Vallarta’s criticism. In the earlier version of this letter, Wiener indicated that the editor, to whom he had shown Einstein’s letter, was his friend. In Wiener 1929a, he mentions “direct advices from Professor Einstein himself, with whom members of the Institute’s Department of Phys- ics and Mathematics have been in correspondence. His correspondence bears the tone of scholarly dignity and magnanimity.” [5] The earlier version of this letter ends with the salutation “Mit den angenehmsten Erinnerungen von unserer Reise von Basel nach Genf, bleibe ich Ihr sehr ergebener.”
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