566 DOC. 60
CONSTITUTION
OF RADIATION
484
Verhandlungen
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft.
[Nr.
20.
wesenheit
von
Strahlung
allenthalben vorhandenen
hypothetischen
Mediums,
des Äthers. Es
war
daher
anzunehmen,
daß
Bewe-
gungen
dieses
Mediums auf
die
optischen
und
elektromagnetischen
Erscheinungen
von
Einfluß sein müssen. Das Suchen nach den
Gesetzen,
welchen dieser Einfluß
unterliege,
veranlaßte eine Wand-
lung
in den
die
Natur
der
Strahlung
betreffenden Grundanschau-
ungen,
deren Verlauf wir kurz betrachten wollen.
Die
Grundfrage,
die sich da
aufdrängte,
war
folgende:
Macht
der
Lichtäther
die
Bewegungen
der
Materie
mit, oder
ist
er
im
Innern
bewegter
Materie anders
bewegt
als
diese,
oder endlich
nimmt
er
vielleicht
an
den
Bewegungen
der
Materie
überhaupt
gar
nicht
Anteil,
sondern bleibt stets in Ruhe.
Um
diese
Frage
zu
entscheiden,
stellte
Fizeau
einen
wichtigen
Interferenzversuch
[7]
an,
der auf
folgender Überlegung
beruht.
Es
breite sich das
Licht in einem
Körper
mit
der
Geschwindigkeit V aus,
falls dieser
ruht. Falls dieser
Körper,
wenn er
bewegt ist,
seinen Äther voll-
kommen
mitnimmt,
so
wird sich in diesem Falle das Licht relativ
zum
Körper
ebenso
ausbreiten, wie
wenn
der
Körper
ruhte.
Die
Ausbreitungsgeschwindigkeit
relativ
zum Körper
wird also auch
in
diesem Falle
V
sein. Absolut
genommen,
d. h.
relativ
zu
einem
nicht mit
dem
Körper bewegten Beobachter,
wird
aber
die
Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit
eines Lichtstrahles
gleich
sein
der
geo-
metrischen Summe
aus
V und
der
Bewegungsgeschwindigkeit
v
des
Körpers.
Falls
Fortpflanzungs-
und
Bewegungsgeschwindig-
keit
gleichgerichtet
und
gleichsinnig
sind,
ist
Vabs
einfach
gleich
der
Summe der beiden
Geschwindigkeiten, d. h.
Vabs =z
V
V.
Um
zu
prüfen,
ob
diese
Konsequenz
aus
der
Hypothese
des
[8]
vollkommen
mitbewegten
Lichtäthers
zutreffe,
ließ
Fizeau
zwei
kohärente monochromatische Lichtbündel
je
eine mit Wasser
ge-
füllte
Röhre axial
passieren
und nachher
zur
Interferenz
gelangen.
Ließ
er nun
gleichzeitig
das Wasser in den Röhren sich axial durch
diese
hindurchbewegen,
und
zwar
durch die eine im Sinne des
Lichtes,
durch die andere im
entgegengesetzten
Sinne,
so
ergab
sich eine
Verschiebung
der
Interferenzfransen,
aus
denen
er
einen
Rückschluß ziehen konnte auf den Einfluß
der
Körpergeschwin-
digkeit
auf die
Absolutgeschwindigkeit.
Previous Page Next Page