DOC. 60 CONSTITUTION OF RADIATION 573
1909.]
A.
Einstein.
491
damit
die
durch
die
Körper
emittierte
Strahlung kurzwellige
Be-
standteile
enthalte?
Auf
alle diese
Fragen gibt
die Undulationstheorie in
ihrer
heutigen Fassung
keine Antwort. Insbesondere
ist
es
durchaus
nicht
begreiflich,
warum
die lichtelektrisch oder durch
Röntgen-
strahlen
erzeugten
Kathodenstrahlen eine
so
bedeutende,
von
der
Strahlintensität
unabhängige Geschwindigkeit erlangen.
Das Auf-
treten
so großer
Energiemengen
an
einem molekularen Gebilde
unter dem Einfluß
einer
Quelle,
in welcher
die
Energie
so wenig
dicht
verteilt
ist,
wie
wir dies bei der Licht- und
Röntgenstrahlung
nach der Undulationstheorie
voraussetzen
müssen,
veranlaBte
tüchtige Physiker dazu,
ihre Zuflucht
zu
einer recht
fernliegenden
Hypothese
zu
nehmen.
Sie
nahmen
an,
daß das Licht bei dem
Vorgang lediglich
eine auslösende Rolle
spiele,
die
zum
Vorschein
kommenden
Molekularenergien
aber
radioaktiver Natur
seien.
[19]
Weil diese
Hypothese
bereits
wieder
so
ziemlich
verlassen
ist,
will
ich
gegen
sie
keine Gründe
vorbringen.
Die
Grundeigenschaft
der
Undulationstheorie,
welche diese
Schwierigkeiten
mit
sich bringt,
scheint mir im
folgenden
zu
liegen.
Während
in der kinetischen
Molekulartheorie
zu jedem
Vorgang,
bei welchem
nur wenige
Elementarteilchen
beteiligt
sind,
z.
B.
zu
jedem
molekularen
Zusammenstoß,
der inverse
Vorgang
existiert, ist
dies nach
der Undulationstheorie
bei den
elemen-
taren
Strahlungsvorgängen
nicht der Fall. Ein oszillierendes Ion
erzeugt
nach der
uns
geläufigen
Theorie eine nach außen sich
fortpflanzende Kugelwelle.
Der
umgekehrte
Prozeß
existiert
als
Elementarprozeß nicht.
Die
nach innen fortschreitende
Kugel-
welle
ist
nämlich
zwar
mathematisch
möglich;
aber
es
bedarf
zu
deren
angenäherter
Realisierung
einer
ungeheuren
Menge von
emittierenden
Elementargebilden.
Dem
Elementarprozeß
der Licht-
emission als solchem kommt also der Charakter der Umkehrbar-
keit nicht
zu.
Hierin
trifft, glaube
ich, unsere
Undulationstheorie
nicht das
Richtige.
Es
scheint,
daß in
bezug
auf diesen
Punkt
die Emissionstheorie des Lichtes
von
Newton
mehr
Wahres ent-
hält als
die
Undulationstheorie,
da
nach ersterer
die
Energie,
welche einem Lichtteilchen
bei
der
Aussendung
verliehen
wird,
nicht über den unendlichen Raum zerstreut
wird,
sondern für
einen
Elementarprozeß
der
Absorption disponibel
bleibt.
Man
[18]
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