574 DOC. 60
CONSTITUTION
OF
RADIATION
492
Verhandlungen
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft.
[Nr.20.
denke
an
die Gesetze
der
Erzeugung
der
sekundären Kathoden-
strahlung
durch
Röntgenstrahlen.
Fallen
primäre
Kathodenstrahlen
auf
eine
Metallplatte
P1,
so erzeugen
sie
Röntgenstrahlen.
Fallen
diese auf
eine zweite
Metallplatte
P2, so
werden wieder Kathodenstrahlen
erzeugt,
deren
Geschwindigkeit
von
derselben
Größenordnung
ist
wie
die Ge-
schwindigkeit
der
primären
Kathodenstrahlen. Die
Geschwindig-
keit
der sekundären Kathodenstrahlen
hängt,
soviel wir heute
wissen,
weder
vom
Abstand der
Platten
P1
und
P2
noch
von
der
Intensität
der
primären Kathodenstrahlen,
sondern ausschließlich
von
der
Geschwindigkeit
der
primären
Kathodenstrahlen ab.
Nehmen wir einmal
an,
dies sei
streng richtig.
Was wird
ge-
schehen,
wenn
wir die
Intensität der
primären
Kathodenstrahlen
oder die Größe der
Platte
P1,
auf die sie
fallen,
derart
abnehmen
lassen,
daß
man
das
Auftreffen eines
Elektrons
der
primären
Kathodenstrahlen als einen isolierten Prozeß auffassen
kann?
Wenn das
Vorhergehende
wirklich
richtig
ist,
so
werden wir
wegen
der
Unabhängigkeit
der
Geschwindigkeit
der Sekundär-
strahlen
von
der
Intensität der
primären
Kathodenstrahlen
anzu-
nehmen
haben,
daß
an P2 (infolge
des Auftreffens
jenes
Elektrons
auf
P1)
entweder
gar
nichts
erzeugt
wird,
oder
aber
an P2
eine
sekundäre Emission eines Elektrons
erfolgt
mit einer Geschwin-
digkeit,
die
von
derselben
Größenordnung
ist, wie
diejenige
des
auf
P1
auffallenden Elektrons
gewesen
ist. Mit anderen
Worten,
der elementare
Strahlungsprozeß
scheint
derart
zu
verlaufen,
daß
er
nicht, wie
die Undulationstheorie
verlangt,
die
Energie
des
primären
Elektrons durch eine nach allen Seiten sich
fortpflan-
zende
Kugelwelle
verteilt und
zerstreut,
sondern
es
scheint
wenig-
stens ein
großer
Teil dieser
Energie
an
irgend
einer Stelle
von
P2
oder anderswo
disponibel zu
sein. Der Elementarvorgang
[21]
der
Strahlungsemission
scheint
gerichtet
zu
sein. Es
macht ferner den
Eindruck,
daß
der
Prozeß der
Erzeugung
des
Röntgenstrahles
in
P1
und die
Erzeugung
des sekundären Kathoden-
strahles
in
P2
im
wesentlichen
inverse
Prozesse seien.
Die
Konstitution der
Strahlung
scheint also eine andere
zu
sein,
als
unsere
Undulationstheorie
folgern
läßt.
Wichtige
Anhalts-
punkte
hierüber
hat die Theorie der
Temperaturstrahlung ge-
liefert, und
zwar
zuerst und in erster Linie
diejenige
Theorie,
[20]
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