DOC.
18
DISCUSSION
OF DOC. 16
507
1264
Einstein,
Gravitationsproblem. Physik.
Zeitschr.
XIV,
1913.
Einsteinsche Theorie die
Forderung
der
Gleich-
heit der
trägen
und
der
schweren Masse nicht
[8]
absolut
genau
erfüllt.
Jetzt
möchte
ich
noch ein
zweites
Bedenken
vorbringen,
und
ich glaube
damit im Interesse
der
ganzen Versammlung
zu
sprechen.
Herr
Einstein hat
in seiner
Arbeit
das,
wie
mir
scheint,
sehr interessante
Prinzip
einer
allgemeinen
Relativität
postuliert. Allerdings
ist
dieses
Prinzip
in der
vorliegenden
Theorie
ja
noch nicht
erfüllt,
aber
es
ist trotzdem wohl
von
Interesse,
es
für
sich einmal
zu
diskutieren. Mir ist nicht klar
geworden, was
es
eigentlich physikalisch
bedeuten
soll.
Ich habe eben
in
seinem
Vortrag
Herrn
Einstein
so
verstanden, als
ob
er
eine
Machsche
Idee weiter
verfolgen wollte,
wonach
es
auch
nicht
möglich
sein
dürfte,
die
Beschleunigungen
absolut nachzuweisen.
Gegen
eine solche Auf-
fassung
des
verallgemeinerten Relativitätsprinzips
muß
man
aber
als
Physiker
sehr
schwerwiegende
Bedenken erheben.
Ich
will
nur
ein
Beispiel
nennen.
Man denke
sich, man
fahre
in
einem
Eisenbahnwagen,
der
gegen
die Außenwelt
ab-
geschlossen
ist.
Man wird in dem
Wagen
ge-
rüttelt und
geschüttelt,
und diese
Kraftwirkungen,
die
man an
seinem
eigenen Körper spürt, pflegt
man
zu
erklären als
Trägheitswirkungen, infolge
der
unregelmäßigen Schwankungen
des
Wagens.
Das
allgemeine Relativitätsprinzip
in
der
jetzt
zu
besprechenden Auffassung
würde
nun
be-
haupten,
daß
es möglich sei,
ein
System gravi-
tierender Massen
anzunehmen,
das
unregelmäßige
Bewegungen
um
den
als
ruhend
gedachten
Eisenbahnwagen
herum ausführt und das
so
auf
unsern
Körper
dieselben
Wirkungen
hervor-
ruft, die
wir
für
Trägheitswirkungen
halten.
Eine
derartige
Fiktion kann mathematisch
ge-
legentlich ganz
praktisch
sein, wie
man z.
B.
zur
Berechnung
von
Ebbe
und
Flut
fingierte
Planeten
annimmt, um
die sehr
schwierig
zu
berechnenden
Trägheitswirkungen
dadurch
zu
ersetzen,
aber keinem
Physiker
wird
es
einfallen,
diese
fingierten
Planeten für wirklich existierende
Körper
zu
halten. Ebenso
wenig
wird
man
die
Trägheitswirkungen
in dem
Eisenbahnwagen
physikalisch
als
Wirkungen gravitierender
Massen
deuten
können,
das
würde
zu
Widersprüchen
mit den
Prinzipien
der
physikalischen Forschung
überhaupt
führen. Ich
glaube
also,
daß die
hier
besprochene Auffassung
des
verallgemeiner-
ten Relativitätsprinzips
keinen
physikalischen
Sinn hat.
Einstein
(nachträgliche Bemerkung
zur
Kor-
rektur):
Nach meiner Theorie
ist das Relativitäts-
prinzip
in diesem
allgemeinsten
Sinne ebenfalls
nicht erfüllt.
Die
Erhaltungssätze
führen
zu
einer
weitgehenden Spezialisierung
des
Bezugs-
systems,
wie
ich
im
Vortrage ausgeführt
habe.
[9]
Die
Beantwortung
der
Behauptung,
daß in meiner
Theorie die
Forderung
der
Äquivalenz
der
schweren
und
trägen
Masse nicht erfüllt
sei,
ist
wohl mit Vorteil einstweilen
aufzuschieben,
bis
Herr
Mie seine
diesbezüglichen
Bedenken
pu-
bliziert
hat.
Riecke: Die
Theorie hat mehrere
Aufgaben
[10]
zu
erfüllen;
einmal
soll sie
den Tatbestand der
Physik möglichst
einfach darstellen. Dann aber
soll sie
einen Leitfaden bilden für die
Auffindung
neuer
Tatsachen.
Die
experimentelle Physik
hat der
Relativitätstheorie zunächst sehr kritisch
gegenüber gestanden.
Es
wurde auf einer
ex-
perimentellen Grundlage
von
nicht
genügender
Breite, wie
es
uns
schien,
eine
neue
und fremd-
artige
Theorie entwickelt.
Die
Stimmung
hat
sich aber
geändert.
Wir erkennen alle
an,
welche
neuen
Aufschlüsse
über
Dinge,
die
bis-
her unverständlich
waren,
die
neue
Theorie
ge-
bracht hat.
Mit
Bezug
darauf
möchte ich mir
eine
Frage
an
Herrn Einstein erlauben. Fara-
day
ist wohl derjenige Physiker,
der
am
meisten
neue
Dinge gefunden
hat. Er hat aber auch
Dinge gesucht,
die
er
nicht
gefunden hat,
und
die
später gefunden
worden sind. Unter den
Dingen,
die
Faraday
gesucht
und nicht
gefunden
hat,
befindet sich eine
Untersuchung
über einen
Zusammenhang
von
Gravitationsfeld und elektro-
magnetischem
Feld. Es handelt sich
um
die
[11]
Frage,
ob sie
unabhängig
voneinander existieren
oder
ob sie
aufeinander
einwirken.
Es entsteht
nun
die
Frage,
was
die
neue
Theorie über
die
Möglichkeit
des
Nachweises eines solchen
Zu-
sammenhangs aussagt.
Es
würde
interessant
sein,
darüber
einige
Worte
zu
hören.
Einstein: Nach der Theorie würde selbst-
verständlich ein
gegenseitiger
Einfluß
von
elek-
trischem Feld und
Gravitationsfeld
stattfinden,
aber
er
ist
so
klein,
daß
es
aussichtslos
er-
scheint,
seinen
experimentellen
Nachweis
zu ver-
suchen.
Nur
die
Krümmung
der Lichtstrahlen
durch das Gravitationsfeld der Sonne scheint
im
Bereiche des Beobachtbaren
zu
liegen.
Hasenöhrl: Ich
möchte
mir
an
Herrn
[12]
Einstein die
Frage erlauben,
wie sicher
er
davon
überzeugt
ist,
daß die
Ablenkung
eines
Lichtstrahls durch das Gravitationsfeld der Sonne
um
eine
Sekunde,
wenn
sie
tatsächlich eintritt,
auch wirklich beobachtbar sein wird und
ge-
messen
werden kann.
Einstein:
Nach der Ansicht der
Astro-
nomen,
bei denen ich mich
erkundigte, liegt
die
Konstatierung
einer solchen
Ablenkung
durchaus
im
Bereiche des
Möglichen. [13]
Jäger: Werden die Astronomen dann nicht
[14]
noch
viele
andere Gründe
finden,
um
eine solche
Ablenkung
zu
erklären?
Einstein:
Das
glaube
ich
nicht;
es
kommt
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