178 DOCUMENT 153 MAY 1909 den Maxwell'schen Gleichungen ändert, erheben sich, glaube ich, die grös- sten Schwierigkeiten. Allerdings habe ich die Gleichungen linear halten wol- len. Man kann vielleicht weiter kommen, wenn man diese Forderung aufgibt (ist das auch Ihre Meinung?) Allerdings müsste man dann annehmen, dass bei allen Versuchen in welchen man Fortpflanzungsgeschwindigkeiten (Bre- chungsindizen) gemessen, oder das Superpositionsprinzip bestätigt hat, die Lichtstärke so klein war, dass die Glieder zweiter Ordnung nicht in Betracht kamen. Die Annahme von Gliedern höherer Ordnung hat insofern einige Ähnlich- keit mit der Voraussetzung von Verbindungen, die sich bei Verstärkung der Bewegung lösen, dass in beiden Fällen die Art und Weise wie die Erscheinun- gen vor sich gehen, von der Intensität abhängig gemacht wird. Mit Ihrer Meinung, dass h wohl mit E (Ladung des Elektrons) zusammen- hängt,[15] kann ich mich nicht einverstanden erklären jedenfalls zweifle ich sehr. Denn die drei fehlenden Dezimalen sind keine Kleinigkeit ich kann mir denken, dass ein 4n oder so etwas als Faktor hinzukommt, aber 900 ist doch wohl sehr viel. Auch scheint es mir wenig befriedigend, dass in den Glei- chungen für den freien Äther eine Grösse, die sich auf die Elektronen bezieht, vorkommen würde. Mir scheint der Gedanke näher zu liegen, dass h eine Konstante des Äthers ist, die unabhängig von e ist. Entschuldigen Sie, bitte, dass ich Ihre Zeit und Ihre Geduld so sehr in An- spruch genommen habe. Ich gedenke, die nähere Ausarbeitung der in meinem Rom-Vortrag gegebenen Entwicklungen und einige weitere Betrachtungen im Sinne der vorstehenden in den Annalen der Physik zu publizieren,[16] und würde nun hohen Wert darauf legen, Ihre Meinung über die angeführten An- schauungen zu vernehmen. Gestatten Sie mir, zum Schluss meiner Freude darüber Ausdruck zu geben, dass, nachdem ich schon lange Ihre Arbeiten be- wundert habe, diese strahlungstheoretischen Fragen mir Gelegenheit gegeben haben, in persönliche Beziehung zu Ihnen zu treten. In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener H.A. Lorentz Ich möchte noch zwei Punkte kurz berühren. 1. Wenn man die Hypothese der Lichtquanten fallen lässt, so muss man wohl die lichtelektrischen Erscheinungen so auffassen, dass die ultravioletten Strahlen eine auslösende Wirkung ausüben, derzufolge die Elektronen das Metall verlassen mit Geschwindigkeiten, die sie bereits im Inneren des Kör- pers hatten.[17] Die kinetische Energie der aus dem Metall entweichenden Elektronen ist von der Grössenordnung der kinetischen Energie, welche sie