DOCUMENT 159 MAY 1909 185 ein Gas zu finden, welches mit sichtbarem Licht ionisiert wird. Ich habe schon einige Gase vergebens untersucht, Chlor verspricht jetzt günstig zu werden.- Ich untersuche zunächst eine ganze Reihe von Gasen und Dämp- fen, wobei ich die Beziehung zwischen Leitfähigkeit und den optischen Ei- genschaften (Absorpt. etc.) finden möchte.- Das bleibt natürlich unter uns.- Und nun habe ich an Sie zwei Bitten. Erstens lade ich Sie für Pfingsten nach Heidelberg ein. Wohnen können Sie bei mir, denn ich habe jetzt zwei Zimmer in prachtvoller Lage, fast schon auf dem Lande. Zweitens möchte ich Sie sehr bitten mir Ihre Photographie zu senden. Wann gehen Sie nach Zürich? Was beabsichtigen Sie in den grossen Ferien zu machen? Vielleicht treffen wir uns in den Bergen? Schliesslich möchte ich noch auf einen Satz in Ihrer letzten Postkarte zu- rückkommen. Sie erwähnen da, dass Sie auch mir die Berufung verdanken. Das verstehe ich nicht. Ich kann nur so viel sagen: Ich verdanke W. Wien die Einführung in die Experimentalphysik Sie muss ich als meinen Lehrer der theoretischen Physik betrachten. Ausserdem habe ich noch manches andere bei Ihnen gelernt und ich denke immer mit grosser Dankbarkeit an die Berner Tage.[6] Mit Herrn Dr. Hertz[7] hat mir heute nachmittag ein nettes Geschichtchen passiert. Gleich nach meiner Ankunft nach Heidelberg hat mir H. vorgeschla- gen, wir möchten zusammen etwas machen. Sie wissen, dass ich mich mit Röntgenstrahlen experimentell (Polarisation Absorpt. u.s.w.) beschäftigt habe[8] und dass ich auch theoretisch über die Sachen etwas nachdenke. H. klagte, er hätte keine Beschäftigung u.s.w. Denn der Hertz ist kein schlechter Mathematiker, von Physik versteht er und weiss er nicht viel, vielleicht noch weniger, als ich z. B. von seiner Rechnerei. Ich schlug ihm vor, wir arbeiten zusammen über die Fragen, vielleicht lässt sich theoretisch was machen. Ich habe eine ganze Reihe von Ideen (auch Quanten . . .) angeregt und wir waren eifrig beim Rechnen. Heute nachmittag kommt er unverhofft zu mir mit fol- genden, scheinbar naiv, aber sehr gut überlegten Worten: Er möchte in den Röntgenstrahlen selbst ohne mich weiter arbeiten er muss auch eine physi- kalische Arbeit veröffentlichen und zwar allein wegen seiner Karriere! (sic!). "Wir können ja darüber immer sprechen u.s.w., aber veröffentlichen will er es nur auf seinen Namen." Ich habe ihn darauf geantwortet, er hätte vollstän- dig Recht! Wie gefällt Ihnen die Sache? Er will auch mit mir experimentieren. Er ist zwar so ungeschickt, dass ihn Lenard nicht in das Institut lassen wollte, sagt mir selbst, dass er mich eher