228 DOCUMENT 197 JANUARY 1910 197. To Arnold Sommerfeld Zürich. 19. I. 09 [1910][1] Hoch geehrter Herr Prof. Sommerfeld! Seit langem hat mir nichts Physika[li]sches solchen Eindruck gemacht wie jene Arbeit von Ihnen über die Verteilung der Energie der Röntgenstrahlung über die verschiedenen Richtungen.[2] Die theoretische Betrachtung, welche zur richtigen Verteilung des Beschleunigungsanteils der Röntgenstr. führt, bezieht sich ja auf einen einzigen Elementarprozess.[3] Nach der Quantenauf- fassung aber wäre die elementare Emission im Wesentlichen ge[ri]chtet, so- dass nicht zu sehen ist, warum bei Quantenstruktur der Strahlung die Vertei- lung der Energie im Mittel gerade die sein sollte, welche die jetzige Theorie ergibt. Man muss ja nach der Quantentheorie annehmen, dass die Häufigkeit des Auftretens gewisser Emissionsrichtungen die wahrzunehmende Energie- verteilung über die Emissionsrichtungen bedinge. Diese Schwierigkeit scheint mir aber noch nicht die ärgste am meisten alteriert mich folgende Überlegung: Das Elektron E werde an [der] Wand W aufge- halten. Ihre Betrachtungen scheinen ziemlich sicher darzuthun, dass die wirksame Verzöge- rung wirklich in der Hauptsache gradlinig er- folgt,[4] sodass der Elementarvorgang durch Elektron, Bewegungsrichtung desselben und Orientierung der Wand vollkommen bestimmt erscheint. Ich sehe daher gar kein Element, das ver- hindern könnte, d[as]s der ganze Elementarvorgang inklusive der Röntgen- emission (1. Anteil)[5] um diese Bewegungsachse vollkommen symmetrisch ausfällt. Die Voraussetzung einer seitlichen Emissionsrichtung passt aber gar nicht zu dieser Symmetrie, sondern verletzt dieselbe. Man möchte dies gera- dezu als einen Beweis gegen die Annahme gerichteter Emission ansehen. Jetzt der Gegenadvokat! Nehmen [Si]e den vorigen Vorgang an, und noch dazu, dass das System durch eine für Röntgenstrahlung undurchlässige Ku- gelschale mit einem kleinen Loch umschlossen sei. Hinter dem Loch eine Metallplatte P. Wir wissen, dass die Metallplat- te P in diesem Fall Sekundärstrahlen aussendet, deren kinetische [En]ergie von derselben Grös- senordnung ist wie die der auffallenden Elek- tronen E und unabhängig vom Lumen der W E