DOCUMENT 286 SEPTEMBER 1911 325 wechseln.[1] Diese Anfrage ging von dem Physiker Julius[2] aus. Nun aber er- halte ich heute von der Fakultät eine zweite Anfrage,[3] in der man mir sehr zusetzt, sodass ich die Annahme einer Berufung nach Utrecht nun wirklich ernsthaft in Erwägung ziehe. Dem Ihnen gegebenen Versprechen gemäss schreibe ich Ihnen sofort von der Sache. Die Angelegenheit wird sich rapid entwickeln, weil es der dortigen Fakultät mit der Wiederbesetzung der Stelle eilt ich werde also bald ja oder nein sagen müssen. Die Besoldung beträgt 6000 holländische Gulden. Ich muss gestehen, dass mir die Sache reizvoll er- scheint. Kamerlingh-Onnes[4] und H. A. Lorentz in nächster Nähe Julius zum Kollegen. Auch mit dem Kollegen in Groningen bin ich in Verbindung wegen einer Arbeit über Viskosität.[5] Glauben Sie, dass sich in Zürich so rasch et- was entscheiden könnte?[6] Es ist scheusslich, wenn man immer derartige Ent- schlüsse zu fassen hat wie Heines Esel zwischen den beiden Heubündeln [7] da ist es besser, man ist in irgend einer Weise vom Schicksal gezwungen. Aber dass ich von dem halb barbarischen Prag leichten Sinnes fortgehe, das ist sicher. Die Einwände wegen der Gravitation haben nichts zu bedeuten. Wir wer- den dann in Karlsruhe und Zürich gemütlich darüber reden.[8] Ein Astronom der Berliner Sternwarte hat sich übrigens der experimentellen Seite der Sache glühend angenommen.[9] Er hofft sogar, scheinbare Fixsternorte in der Nähe der Sonne am helllichten Tage mit einer raffinierten Methode messen zu kön- nen. Ich glaube es aber einstweilen noch nicht. Mit den besten Grüssen, auch an Ihre Frau[10] Ihr Zugvogel A. Einstein. Meine Frau lässt auch bestens grüssen. Freundliche Grüsse an Herrn Heller.[11] ALS (Estate of Heinrich Zangger, Zurich). [39 626]. [1]Apparently ZANGGER had visited Einstein some time after 24 August, when Einstein de- clined the offer from Utrecht (see Doc. 277 for the inquiry and Doc. 278 for the refusal). [2]Willem Julius. [3]The second inquiry is mentioned in Doc. 284. [4]Heike Kamerlingh Onnes. [5]The colleague might be either Herman Haga (1852-1936), Professor of Physics, or Leonard Salomon Ornstein (1880-1941), Lecturer in Mathematical Physics. [6]While in Prague, Zangger discussed with Einstein the possibility of an appointment for him at the ETH. Zangger undertook the journey from Zurich at the request of the Swiss fed- eral councillor Ludwig Forrer (see Heinrich Zangger to Einstein, 20 September 1934), who emphasized that official administrative procedure could be circumvented ("keine Berufung, keine Sitzg der Professoren") (see Heinrich Zangger's notes, ca. 1955, Estate of Heinrich Zangger, Zurich). [7]Heinrich Heine alludes to Buridan's ass in the poem "Yolante und Marie" in Neue Ge- dichte (Hamburg/Paris, 1844): "My heart is like the gray friend, who ponders which of two