DOCUMENT 311 NOVEMBER 1911 357 Schaft mit Euch holländischen Physikern nicht einschlafen lassen, sondern von Zeit zu Zeit nach Holland fahren. Die Mitteilung betreffend Keesom hat mich fast erschreckt, weil ich den Eindruck habe, dass Debije als Theoretiker viel bedeutender sei als Keesom.[5] Indessen will ich mir ohne genaueres Studium kein Urteil an- massen. Deshalb bitte ich Sie sehr, mir recht bald sei es Keesoms Arbeiten zukommen zu lassen, sei es mir mitzuteilen, wo seine verschiedenen Arbeiten erschienen sind. Ich will dann die gewünschte Beurteilung Ihnen so rasch als möglich zukommen lassen. Die höchst interessanten Angaben über die Spektrallinien, von denen Sie berichten, sprechen wirklich sehr für Ihre Theorie.[6] Wenn die mässig starken Linien wirklich einen scharfen Kern haben, und dieser die Rotverschiebung nicht zeigt, dann ist meine Auffassung von der Aequivalenz von Beschleuni- gung und Schwere unzutreffend. Ich kann nicht begreifen, dass Adams seine diesbezügliche Beobachtung nicht als eine eklatante Bestätigung Ihrer Theo- rie auffasst. Ich muss Ihnen gestehen, dass Ihre Bemerkung bezüglich der nichtverschobenen Linienkerne mein Vertrauen auf meine Hypothese stark erschüttert. Nun sollte noch versucht werden, ob sich zwischen Gesamtlini- enbreite und Rotverschiebung kein Zusammenhang konstatieren lässt, der sich mit einigem Gottvertrauen auf die Gesamtlinienbreite null extrapolieren lässt. Ich wiederhole übrigens, dass ich meine Theorie für widerlegt halte, wenn die Kerne der mässig breiten Linien unverschoben und scharf begrenzt, oder doch wenigstens so begrenzt sind, dass man sich genötigt sieht, den Li- nienkern als selbständiges Phänomen von der übrigen Linie zu trennen. Wir müssen den Adams unbedingt auf alles hinweisen [7] denn die Fragen sind höchst wichtig, und die Druck-Hypothese wenn nicht ganz wertlos, so doch sicher unzureichend.[8] Ich zweifle fast nicht an der Richtigkeit Ihrer Auffas- sung, die ja abgesehen von der von Ihnen mitgeteilten mangelnden Kernver- schiebung die meinige nicht ausschliessen dürfte. Seien Sie herzlich gegrüsst und grüssen Sie auch freundlichst Ihre Frau und Ihre Kinder von Ihrem Einstein. P.S. Meine Absage braucht durchaus nicht mehr geheim gehalten zu wer- den.[9] ALS (NeUU, Archief W. H. Julius I, 26). [75 075]. [1]The year is provided by the reference to the preceding document. [2]The preceding document. [3]Einstein had misunderstood H. A. Lorentz's wishes with regard to the Utrecht appoint- ment (see the preceding document and Doc. 313).
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