DOCUMENT 313 NOVEMBER 1911 359 Überzeugung bin, dass der junge Debije, der ja Holländer ist, mir an Bega- bung mindestens gleichkommt.[3] Sie fühlen es sicher, dass ich eine unbegrenzte Verehrung für Sie fühle. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie es wünschen, dass ich nach Utrecht gehe, so wäre ich hingegangen. Aber es ist doch begreiflich, dass ich es nicht wag- te, Sie zu fragen. So bleibt mir nun nur eines: Ich bitte Sie inständig, mir [me]ine Handlungsweise nicht übel zu nehmen! Ich bin genug dadurch ge- straft, dass es mir nun versagt ist, häufiger mit Ihnen zusammenzutreffen. Aber ich will, wenn Sie mir trotz des Vorgefallenen Ihre freundliche Gesin- nung bewahren wollen, von Zeit zu Zeit nach Holland fahren, um mit Ihnen zu sprechen. Auch bitte ich Sie, wenn Sie mit Ihrer werten Familie[4] in die Schweiz kommen, mir die grosse Freude zu machen, meine Gäste zu sein. Physikalisch weiss ich wenig Neues. Die Rotationsbewegung des Dipols im Strahlungsfelde lässt sich unter der Voraussetzung der Gültigkeit der Me- chanik für diesen Fall leicht durch einen Kunstgriff finden.[5] Nach Ihrer allgemeinen Untersuchung müsste ja bei Gültigkeit der Mechanik unter Zu- grundelegung des Jeans-schen Gesetzes die Maxwell'sche Verteilung heraus- kommen.[6] Für diesen Fall ergibt sich also aus dem leicht zu berechnenden Emissionskoeffizienten der Absorptionskoeffizient für jede Frequenz aus Kirchhoffs Gesetz. Nachdem man so die Abhängigkeit des Absorptionskoef- fizienten von der statistischen Verteilung der Dipole kennen gelernt hat, lässt sich mit Hilfe der nunmehr bekannten Gesetze der Absorption (und Emissi- on) leicht das statistische Gesetz der Dipole f[in]den, das zu Plancks Strah- lungsformel gehört. Ich glaube aber nicht an die Richtigkeit des so sich erge- benden Resultates, weil die Gesetze der Mechanik für das rotierende Dipol wohl nicht gelten dürften. Oder anders ausgedrückt: eine Gesamtheit von starren Dipolen wird wohl in einem Jeans'schen Strahlungsfelde nicht sich nach Maxwells Gesetz verteilen.- Mit dem Fall der gedämpften Resonatoren bin ich beschäftigt es ist eine ziemliche Rechnerei.[7] Der schon in Brüssel erwähnte Fall der Elektronen im Magnetfelde ist interessant, aber nicht so sehr, wie ich in Brüssel meinte.[8] Elektronen in einem örtlich veränderlichen Magnetfelde sind Oszillatoren mit veränderlicher Frequenz. Vernachlässigt man die Strahlung, so ergibt die statistische Mechanik das Verteilungsgesetz an jedem Orte, wenn es an einem Orte bekannt ist. Ist dieser Ort feldfrei, so herrscht dort Maxwells Verteilung daraus schliesst man, dass diese überall herrschen müsse. Dies führt natürlich zu Jeans' Formel. Immerhin scheint mir die Sache zu zeigen, dass die Mecha- nik schon für das im Magnetfeld bewegte Elektron nicht gelte. Ich sage Ihnen