DOCUMENT 395 MAY 1912 465 den beiden Frequenzen v1 und v2 des Bereiches, so werde ich als kinetische Energie der (aus sehr dünnen Blättchen gewonnenen) Elektronen einmal hv1 - (p, das zweite mal hv2-p bekommen. Bestrahle ich mit beiden Frequenzen gleichzeitig, so werde ich entweder erhalten a) zwei Elektronenenergien, nämlich hv1 - (p bei einem Teil hv2 - p bei dem übrigen Teil oder b) es treten kinetische Energien auf, die zwischen diesen beiden Werten liegen, selbst dann, wenn bei monochromatischer Bestrahlung die langsamen Kathodenstrahlen homogen waren. Es scheint mir nun, dass bei jeder Ansammlungstheorie beide Frequenzen sich bei der Loslösung jedes einzelnen Elektrons beteiligen müssen (z. B. bei Sommerfelds Auffassung)[5] Müsste man da nicht notwendig das Verhalten b) erwarten? Wenn aber die Absorption etwas Ereignisartiges ist wie etwa der chemische Elementarprozess unter dem Einfluss eines molekularen Zusam- menstosses, so müsste der Fall a) eintreten. Es scheint also da ein Experi- mentum crucis möglich zu sein, wenigstens wenn man sich nicht auf den Standpunkt stellen will, dass den Frequenzen v1 & v2 verschiedene Träger entsprechen, was doch beim selektiven Effekt wenig wahrscheinlich aussieht. Ich weiss nicht, von was für einer Kritik Ehrenfests Sie auf Ihrem Kärtchen sprechen. Ehrenfest war auch bei mir,[6] und er hat dabei seine Ansichten ziemlich geändert. Er sagte, er müsse Ihnen dies mitteilen. Unser Gespräch drehte sich hauptsächlich um die Schwankungen. E. gibt deren Existenz zu und ebenso die Unmöglichkeit, sie mit der Undulationstheorie zu erklären. An die Existenz der abzählbaren Quanten kann man wohl nicht ernstlich glauben, da ja die Interferenzeigenschaften, des von einem leuchtenden Punkt nach verschiedenen Richtungen emittierten Lichtes damit nicht verein- bar sind. Trotzdem ist mir die "ehrliche" Quantentheorie immer noch lieber, als die zu ihrem Ersatz bisher gefundenen Kompromisse.- Es ist sehr schade, dass die Gravitationstheorie zu so wenig Beobachtba- rem führt. Aber sie muss trotzdem ernst genommen werden, weil die Relati- vitätstheorie eine derartige Weiterentwicklung gebieterisch verlangt, indem der Gravitationsverktor in die Rel. Theorie mit konstantem c sich nicht ein- fügen lässt, wenn man die schwere Masse der Energie fordert.[7] Abraham