DOCUMENT 414 AUGUST 1912 499 414. Statement of Reasons for Leaving Prague [Zurich, 3 August 1912][1] Ich habe, selbst schon vor einiger Zeit, als in Prag verschiedene Zeitungs- nachrichten aufgetaucht sind,[2] die Absicht gehabt, mich über meinen Weg- gang von Prag zu äußern,[3] und habe dies nur unterlassen, weil ich nicht aus eigener Initiative in die Oeffentlichkeit treten wollte. Ich muß betonen, daß ich in Prag keinerlei Anlaß zur Unzufriedenheit hatte. Ich bin seinerzeit dem Rufe nach Prag gern gefolgt, denn ich hatte damals hier in Zürich eine Stelle inne, die etwa einem österreichischen Extraordinariat entspricht und die ge- ring dotiert war,[4] während sich mir in Prag als Nachfolger Professor Lip- pichs eine ordentliche Lehrkanzel mit einem schönen Arbeitsfeld bot.[5] Das Ministerium kam mir bei meiner Ernennung in der weitestgehenden Weise entgegen, und auch während meiner Tätigkeit in Prag habe ich keine Schwie- rigkeiten mit der Unterrichtsbehörde gehabt im Gegenteil, verschiedene kleinere Angelegenheiten, darunter auch solche finanzieller Natur, wurden immer nach meinen Wünschen erledigt.[6] Mein Institut in Prag war für meine Zwecke vollkommen ausreichend und in jeder Beziehung zufriedenstellend ausgestattet.[7] Uebrigens ist es unrichtig, daß hier in Zürich ein großartiges und reich dotiertes physikalisches Institut eigens für mich eingerichtet wird.[8] Ich finde hier nur schon Bestehendes vor, und schließlich kommt es beim theoretischen Physiker auf das Institut wenig an er muß sein Institut im Kopf tragen und benötigt außerdem höchstens noch einige Bücher. Mein Ent- schluß, Prag zu verlassen, ist einfach darauf zurückzuführen, daß ich schon beim Weggang von Zürich versprochen habe, unter annehmbaren Verhältnis- sen gern wieder zurückzukehren.[9] Ich erhalte nun hier eine sehr schöne Lehrstelle, die einer ordentlichen Professur in Oesterreich entspricht,[10] und das einzige, was mich neben meinem früheren Versprechen besonders bewo- gen hat, dem Rufe Folge zu leisten, sind allenfalls die günstigeren Lebensbe- dingungen, die Zürich vor Prag auszeichnen. Ich spiele damit nicht auf die nationalen Verhältnisse Prags an, die mich nie berührt oder gestört haben, sondern meine bloß die vorteilhafte Lage der Stadt Zürich am See und Gebir- ge, die für einen Familienvater natürlich viel des Verlockenden hat. Dies sind die der Wahrheit entsprechenden Gründe meines Wegganges von Prag. Von irgend einer konfessionellen Voreingenommenheit, die gemutmaßt wird, habe ich nichts empfunden und nichts bemerkt. Ich glaube auch nicht, daß derlei Rücksichten geübt werden, und sehe die Bestätigung meiner Ansicht