8.
"Manifesto
to
the
Europeans"
[mid-October
1914][1]
Aufruf
an
die
Europäer.[2]
Während Technik
und Verkehr
uns
offensichtlich
zur
faktischen Anerken-
nung
internationaler
Beziehungen
und damit
zu
einer
allgemeinen
Weltkultur
drängen,
hat noch nie
ein
Krieg
die
kulturelle Gemeinschaftlichkeit
des
Zu-
sammenarbeitens
so
intensiv
unterbrochen, wie
der
gegenwärtige.
Vielleicht
kommt
es
uns
allerdings
auch
nur
deshalb
so
auffällig
zum
Bewußtsein,
weil
eben
so
zahlreiche
gemeinschaftliche
Bande vorhanden
waren,
deren Unter-
brechung
wir schmerzlich
verspüren.
Darf
uns
also dieser Zustand auch nicht
wundernehmen,
so
wären
doch
diejenigen,
denen
jene gemeinsame
Weltkultur auch
nur
im
geringsten am
Herzen
liegt, doppelt
verpflichtet,
für die
Aufrechterhaltung
dieser
Prinzipien
zu
kämpfen. Diejenigen aber,
bei
denen
man
solche
Gesinnung
vermuten
sollte-also vornehmlich Wissenschaftler und
Künstler-,
haben bis
jetzt
fast ausschließlich
Dinge gesagt,
die
vermuten
lassen, als ob
mit der Unter-
brechung
der tätsächlichen
Beziehungen
auch
selbst der
Wunsch
zu
deren
Fortsetzung geschwunden
sei, sie
haben
aus
einer erklärlichen
Kampfstim-
mung
heraus
gesprochen,-zum
mindesten
zum
Frieden
geredet.
Solche
Stimmung
ist durch
keine nationale Leidenschaft
zu
entschuldigen,
sie ist
unwürdig
dessen,
was
bisher alle
Welt unter
dem Namen der Kultur
verstanden
hat,
und sollte sie
Allgemeingut
der Gebildeten
werden,
so
wäre
das ein
Unglück.
Aber nicht
nur
ein
Unglück
für die
Kultur,
sondern-davon sind wir fest
überzeugt-ein
Unglück
dafür,
wofür letzten Endes
all
diese Barbarei entfes-
selt
ist;
nämlich für den nationalen Bestand der einzelnen Staaten.
Die
Welt
ist durch die Technik kleiner
geworden,
die Staaten der
großen
Halbinsel
Europa
erscheinen heute einander
so
nahe
gerückt,
wie
in
alter Zeit
die
Städte
jeder
einzelnen kleineren
Mittelmeerhalbinsel,
und Europa-ja
man
könnte fast
sagen
die Welt-stellt bereits durch die
mannigfaltigsten
Be-
ziehungen
eine
in den
Bedürfnissen und Erlebnissen
jedes
einzelnen
begrün-
dete Einheit
dar.
Da wäre
es
doch wohl Pflicht der
gebildeten
und
wohlwollenden
Europäer,
wenigstens
den Versuch
zu
machen,
um
zu
verhindern,
daß
Europa infolge
seiner
mangelhaften Gesamtorganisation
dasselbe
tragische
Geschick erlei-