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MOTIVES FOR RESEARCH
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feiner Besaiteten
aus
dem
persönlichen
Dasein heraus
in
die
Welt
des
objektiven
Schauens
und
Verstehens;
es
ist
dies Motiv
mit
der
Sehnsucht
vergleichbar,
die den
Städter
aus
seiner
ge-
räuschvollen,
unübersichtlichen
Umgebung
nach der stillen
Hoch-
gebirgslandschaft
unwiderstehlich
hinzieht,
wo
der weite
Blick
durch
die stille,
reine Luft
gleitet
und sich
ruhigen
Linien
an-
schmiegt,
die
für
die
Ewigkeit
geschaffen
scheinen.
Zu
diesem
negativen
Motiv
aber
gesellt
sich ein
positives.
Der
Mensch
sucht
in ihm
irgendwie
adäquanter
Weise
ein
vereinfachtes
und
übersichtliches Bild
der
Welt
zu
gestalten
und
so
die
Welt
des
Erlebens
zu
überwinden, indem
er
sie
bis
zu
einem
gewissen
Grade
durch dies Bild
zu
ersetzen
strebt.
Dies
tut der
Maler,
der
Dichter,
der
spekulative Philosoph
und
der
Naturforscher, jeder
in
seiner
Weise.
In
dieses
Bild und
seine
Gestaltung verlegt
er
den
Schwerpunkt
seines
Gefühlslebens,
um
so
Ruhe
und
Festigkeit
zu
suchen,
die
er
im
allzu
engen
Kreise
des wirbeln-
den
persönlichen
Erlebens nicht
finden kann
Was für
eine
Stellung
nimmt
das Weltbild des theoretischen
Physikers
unter
all
diesen
möglichen
Bildern der Welt
ein? Es
stellt
die
höchsten
Anforderungen
an
die
Straffheit
und
Exakt-
heit der
Darstellung
der
Zusammenhänge,
wie sie
nur
die
Be-
nutzung
der mathematischen
Sprache
verleiht. Aber
dafür muß
sich der
Physiker
stofflich
um so
mehr
bescheiden,
indem
er
sich
damit
begnügen muß,
die allereinfachsten
Vorgänge
abzu-
bilden,
die
unserem
Erleben
zugänglich gemacht
werden
können,
während
alle
komplexeren Vorgänge
nicht mit
jener
subtilen
Genauigkeit
und
Konsequenz,
wie sie
der theoretische
Physiker
fordert,
durch den menschlichen
Geist
nachkonstruiert werden
können.
Höchste
Reinheit,
Klarheit
und
Sicherheit
auf
Kosten
der
Vollständigkeit.
Was kann
es
aber
für einen
Reiz
haben,
einen
so
kleinen Ausschnitt der Natur
genau
zu
erfassen,
alles
[4]
Feinere
und
Komplexe
aber
scheu
und
mutlos
beiseite
zu
lassen?
Verdient
das
Ergebnis
einer
so
resignierten
Bemühung
den
stolzen Namen
"Weltbild"?
Ich
glaube,
der stolze Name ist
wohlverdient,
denn
die
allgemeinsten Gesetze,
auf
welche
das
Gedankengebäude
der
theoretischen
Physik gegründet
ist,
erheben den
Anspruch,
für
jegliches Naturgeschehen
gültig
zu
sein. Aus ihnen
sollte
[5]
sich
auf dem
Wege
reiner
gedanklicher
Deduktion die
Abbildung,
d. h.
die
Theorie
eines
jeden Naturprozesses
einschließlich
der
Lebensvorgänge
finden
lassen,
wenn
jener
Prozeß
der
Deduktion
nicht weit
über
die
Leistungsfähigkeit
menschlichen
Denkens
hinausginge.
Der Verzicht
des
physikalischen
Weltbildes
auf
[6]
Vollständigkeit
ist
also
kein
prinzipieller.
[3]