DOC.
7
MOTIVES FOR RESEARCH
57
31
Höchste
Aufgabe
des
Physikers
ist
also das Aufsuchen
jener
allgemeinsten
elementaren
Gesetze,
aus
denen durch reine
Deduktion
das
Weltbild
zu
gewinnen
ist. Zu
diesen
elementaren
Gesetzen führt
kein
logischer Weg,
sondern
nur
die
auf
Ein-
fühlung
in die
Erfahrung
sich
stützende Intuition.
Bei
dieser
Unsicherheit der
Methodik
könnte
man
denken,
daß
beliebig
viele,
an
sich
gleich berechtigte Systeme
der theoretischen
Physik
möglich
wären;
diese
Meinung
ist
auch
prinzipiell
gewiß
zutreffend.
Aber
die
Entwicklung
hat
gezeigt,
daß
von
den
denkbaren theoretischen Konstruktionen
eine
einzige
jeweilen
sich als
unbedingt überlegen
über
alle
anderen
erweist.
Keiner,
der
sich
in den
Gegenstand
wirklich
vertieft
hat,
wird
leugnen,
daß die Welt
der
Wahrnehmungen
das
theoretische
System
praktisch eindeutig
bestimmt,
trotzdem kein
logischer Weg
von
den
Wahrnehmungen
zu
den
Grundsätzen
der
Theorie
führt.
Noch mehr: dies der
Erfahrungswelt eindeutig zugeordnete
Begriffssystem
ist
auf
wenige Grundgesetze
reduzierbar,
aus
denen das
ganze
System
logisch
entwickelt
werden
kann.
Der
Forscher sieht hier
bei
jedem
neuen
wichtigen
Fortschritte
seine
Erwartungen übertroffen,
indem
jene Grundgesetze
sich
unter dem
Drucke der
Erfahrung
mehr und mehr vereinfachen.
Mit Staunen
sieht
er
das
scheinbare
Chaos
in
eine
sublime
Ordnung
gefügt,
die
nicht
auf das
Walten
des
eigenen
Geistes,
sondern auf die
Beschaffenheit
der
Erfahrungswelt
zurückzu-
führen ist; dies ist
es, was
Leibniz
so
glücklich
als
"prästa-
bilierte
Harmonie"
bezeichnete.
Diesen
Umstand nicht
ge-
nügend
zu
würdigen,
wird
von
den
Physikern
manchem
Er-
kenntnistheoretiker
zum
schweren Vorwurf
gemacht.
Hierin
scheinen mir
auch
die
Wurzeln der
vor
einigen
Jahren zwischen
Mach und
Planck
geführten
Polemik
zu
liegen.
Die
Sehnsucht
nach dem
Schauen
jener prästabilierten
Har-
monie
ist
die
Quelle
der
unerschöpflichen
Ausdauer
und
Geduld,
mit der wir
Planck
den
allgemeinsten
Problemen
unserer
Wissen-
schaft
sich
hingeben sehen,
ohne sich durch
dankbarere und
leichter ereichbare
Ziele
ablenken
zu
lassen.
Ich habe
oft
ge-
hört,
daß
Fachgenossen
dies
Verhalten auf
außergewöhnliche
Willenskraft und
Disziplin
zurückfuhren
wollten;
wie ich
glaube
ganz
mit Unrecht. Der
Gefühlszustand,
der
zu
solchen Lei-
stungen befähigt,
ist
dem des
Religiösen
oder Verliebten
ähnlich;
das
tägliche
Streben
entspringt
keinem
Vorsatz
oder
Programm,
sondern einem
unmittelbaren
Bedürfnis.
Hier sitzt
er,
unser
lieber
Planck, und
lächelt innerlich über
dies
mein kindliches
Hantieren
mit der
Laterne
des
Diogenes.
Unsere
Sympathie
für ihn
bedarf
keiner
fadenscheinigen
Be-
[7]
[8]
[9]
[10]