D O C . 2 1 O P I N I O N A N S C H Ü T Z V S . K R E I S E L B A U 1 9 1
2) Anzeiger für die relative Richtung der scheinbaren Schwerkraft.
An der zu den Tragflächen eines Flug-
zeugs parallel befestigten Platte P hänge ein
(gedämpftes) Lot L. Dies hängt senkrecht zu
P., solange P horizontal steht und solange P.
zu sich selbst parallel nicht beschleunigt ist.
Neigung von P (vgl. gestrichelt gez. Stellung)
bewirkt eine Winkeländerung zwischen P
und L ebenso (im entgegengesetzten Sinne)
Beschleunigung des Ganzen nach links
(Trägheitswirkung). Wenn also P. mit den
Tragflächen des Flugzeugs sich neigt und gleichzeitig letzteres nach links
beschleunigt „abrutscht“, so subtrahieren sich beide Wirkungen; man kann sogar
zeigen, dass sie sich zunächst überhaupt aufheben, solange nicht der Quer-Luftwi-
derstand des Flugzeugs eine Rolle spielt. Es ist also ein Irrtum zu glauben, dass die
Orientierung von L gegen P einen unmittelbaren Rückschluss zulasse auf die
Schräglage des Flugzeugs bezw. auf seitliches „Abrutschen“. L misst nur die Rich-
tung der scheinbaren Schwerkraft relativ zu P. Analog wirken Pendel mit nur einem
Freiheitsgrade, Wasserwagen etc. Wir nennen eine Einrichtung von dieser Art im
Folgenden kurz „Lotanzeiger“.
Es gibt ferner eine Kombination von „Wendekreisel“ und „Lotanzeiger“. Lagert
man nämlich den Ring R (Fig. 1) am Gestell G in einer Linie, die höher liegt als
der Schwerpunkt des aus Ring R und Kreiselkörper K bestehenden Körpers, und
lässt man die Federn F weg, so haben wir eine solche Kombination vor uns. Die
Orientierung von R gegenüber A hängt dann ausser von der Drehbewegung um die
Vertikalachse CC auch von dem Auftreten einer Komponente der scheinbaren
Schwerkraft in der Richtung A–A ab. Wir nennen diese Kombination „Kreiselpen-
del“. Aus Angaben des „Kreiselpendels“ allein kann nach dem Gesagten nicht
erschlossen werden, ob das Flugzeug in einer Wendung begriffen ist oder nicht.
Nach diesen Vorbereitungen wende ich mich der Beantwortung der an mich ge-
stellten Fragen zu.
Ad 1.
Der technische Fortschritt der Anzeigevorrichtung gemäss dem Patente
301738[4]
gegenüber allen früher bekannten Einrichtungen liegt darin, dass sie den
Führer eines Flugzeugs in den Stand setzt, im Nebel Richtung zu halten, indem die
Einrichtung bei Drehung des Flugzeugs um die Vertikale einen Ausschlag gibt, aus
dem Sinn und Geschwindigkeit der Drehung ersichtlich ist. Ausserdem liefert sie
die Richtung der scheinbaren Schwerkraft relativ zum Flugzeug (nicht aber die
wahre Vertikale). Der Gegenstand des Patentes 301738 weist eine Kombination
L
P
[p. 3]
Previous Page Next Page