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dessen Präzision so gross war, dass es nach Lorentz’ Theorie zum Nachweis des
Aetherwindes unbedingt hätte genügen müssen.
Es lohnt sich wo[h]l, das Wesentliche dieses Versuches zu überlegen, wenn auch
eine eigentliche Beschreibung desselben für unsern Zweck nicht nötig ist. Es sei
AB eine Stange von der Länge l. Es gehe ein Lichtstrahl von A nach B, werde bei
B reflektiert und gelange wieder nach A zurück. Zu diesem Weg braucht das Licht
die Zeit , falls die Stange relativ zum Aether ruht. Ist aber die Stange relativ zum
Aether mit der Geschwindigkeit v bewegt, erhält man für diese Zeit einen von
verschiedenen Wert, und zwar einen verschiedenen ( bezw ), je nachdem der
Stab in der Richtung des Aetherwindes oder senkrecht zu dieser Richtung orientiert
ist. Man erhält durch elemen[ta]re Überlegung
Bei dem Interferenzversuche von Michelson hätte sich die Zeitdifferenz
durch eine Verschiebung von Interferenzstreifen in einem Fernrohre äussern müs-
sen, welche bei einer Drehung der ganzen Versuchsanordnung um 90° um die Ver-
tikale hätte auftreten sollen. Der Erfolg blieb aber aus; auch diese allerfeinste
Aether-Windfahne spürte den Aetherwind nicht.
Lorentz und Fiz Gerald fanden auch für dies Rätsel eine
Erklärung,[12]
und
zwar—wie wir sehen werden—die im Wesentlichen richtige Erklärung. Sie sagten
sich: Es wäre doch möglich, dass der Aetherwind auch auf den Stab AB wirkte,
überhaupt auf alle festen Körper. Nehmen wir einmal an, dass alle festen Körper,
die relativ zum Aether mit der Geschwindigkeit v bewegt sind, in ihrer Bewegungs-
richtung (d. h. in der Richtung des Aetherwindes) eine Verkürzung im Verhältnis
erfahren, ohne ihre Querdimensionen zu ändern, Dann ist nämlich in die
Formel für statt der Länge l als Stablänge einzusetzen, und es werden
die Zeiten und einander gleich.
Durch diese Hypothese wird nun formal dem Thatbestande genügt, aber der
Geist bleibt bei alledem ásehrñ unbefriedigt.[13] Sollte áGottñ die Natur uns wirklich
in einen Aethersturm gesetzt haben und sollte áerñ sie dabei andererseits die Natur-
gesetze accurat so eingerichtet haben, dass wir von diesem Sturme nichts bemerken
können?[14] In Wahrheit sind es doch wir selbst, die den Aether samt dem Aether-
wind erfunden haben. Können wir uns nicht einfach dadurch von der ganzen
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