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sind, die sich dann naturgemäss enger zusammenschliessen und allmählich eine
kleine engere Gemeinschaft bilden. áSelbst wenn ich an meine eigene Kindheit
denke, kann ich das hier Gesagte aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Ich habe
zunächst die Elementarschule besucht.ñ
[8]
Bei den Erwachsenen ist es ähnlich wie bei den Kindern. Sie bilden eine durch
Rasse und Temperament sowie durch Traditionen (die nur zum unwesentlichen
Teil religiöser Art sind) von den Nichtjuden mehr oder weniger gesonderte Ge-
meinschaft. Auch abgesehen von den gesellschaftlichen Schwierigkeiten, welche
der mit der Zeit in seiner Intensität wechselnde Antisemitismus mit sich bringt,
werden im allgemeinen der Jude und der Nichtjude einander nicht so leicht und
nicht so vollständig verstehen wie zwei Juden untereinander. An jene auf Rasse und
Tradition beruhende Gemeinschaft denke ich, wenn ich von einer „jüdischen Na-
tionalität“ rede.
Die Abneigung gegen die Juden beruht nach meiner Ueberzeugung einfach dar-
auf, dass sich die Juden von den Nichtjuden unterscheiden. Es ist dasselbe Gefühl
der Abneigung, das sich stets einfindet, wenn Nationalitäten miteinander zu tun ha-
ben. Diese Abneigung ist eine Folge der Existenz der Juden, nicht ihrer besonderen
Eigenschaften. Die Gründe, welche für die Abneigung angegeben werden, sind
fadenscheinig und wechselnd. Wo das Gefühl genügend lebhaft ist, ist man um
Gründe nie verlegen; und das Gefühl der Abneigung gegenüber Menschen einer
fremden Rasse, mit denen man das Leben mehr oder weniger zu teilen hat, pflegt
sich mit Notwendigkeit einzustellen.
Hierin liegt die psychologische Wurzel allen Antisemitismus, aber durchaus kei-
ne Rechtfertigung für das Treiben der Antisemiten. Ein Gefühl der Abneigung mag
natürlich sein, ihm schrankenlos zu folgen, bedeutet eine tiefe Stufe moralischer
Entwicklung. Ein höherstehender Mensch wird sein Handeln nach vernüftiger Ein-
sicht richten, nicht nach dumpfen Instinkten.
Wie steht es aber mit der Gesellschaft, mit dem Staate? Kann er nationale Min-
derheiten dulden, ohne sie zu bekämpfen? Heutzutage gibt es keinen Staat, der die
Duldung und den Schutz nationaler Minderheiten nicht offiziell zu seinen Pflichten
zählte. Hoffentlich nimmt er es ernst mit dieser Pflicht! Dazu gehört, dass er von
seiner bisherigen Gewohnheit ablasse, die staatliche Anstellung der Juden in vielen
Fällen von einem Akt der Charakterlosigkeit und Erniedrigung (Taufe) abhängig zu
machen;[9]
es würde sich umsomehr empfehlen, von dieser Tradition abzulassen,
als sie eine recht unglückliche Auswahl mit sich bringt.—
Die Methoden, deren sich die Juden zur Bekämpfung des Antisemitismus bedie-
nen, sind sehr verschieden. Die eine, die assimilatorische, welche den Antisemitis-
mus durch möglichst weitgehende Abstreifung alles Jüdischen und durch Berufung
auf die staatsbürgerlichen Rechte der Juden überwinden will, habe ich bereits
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