DOC.
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PROPAGATION OF SOUND 325
380
Sitzung
der
physikalisch-mathematischen
Klasse
vom
8.
April
1920
Schallausbreitung
in
teilweise
dissoziierten
Gasen.
Von
A.
Einstein.
Während
unsere
Kenntnis
von
dem chemischen
Gleichgewicht von
Gasen
weit
vorgeschritten
ist,
besitzen
wir
über die
Reaktionsgeschwin-
digkeit
von
Gasreaktionen
nur
unzureichende Kenntnisse. Eine beson-
ders
große Schwierigkeit
für
die
experimentelle
Erforschung
der
Re-
aktionsgeschwindigkeiten
liegt
darin,
daß letztere durch feste Wände
katalytisch
beeinflußt werden. Auch
die hohe
Temperatur,
an
welche
die
meisten
Gasreaktionen
gebunden
sind,
macht
Schwierigkeiten,
nicht
minder die
zu
erwartenden hohen Werte
der
Reaktionsgeschwindig-
keit.
Es
scheint mir
nun,
daß sich all diese
Schwierigkeiten
dadurch
umgehen
ließen,
daß
man
die
Reaktionsgeschwindigkeiten
indirekt
aus
Untersuchungen
über die
Schallausbreitung
in
teilweise dissozi-
ierten Gasen
ermittelt.
Daß
solche
Untersuchungen zur Bestimmung
der
Reaktionsge-
schwindigkeit
dienen
können,
erkennt
man
aus folgender
Überlegung.
Ändert
man
das Volumen
eines
teilweise
dissoziierten Gases adiaba-
tisch
so
rasch,
daß
in
der Zeit der
Volumänderung praktisch
keine
merkliche chemische
Umsetzung
stattfinden
kann,
so
verhält
sich das
Gas
hierbei
wie ein
gewöhnliches
Gemisch. Ändert
man
das Volumen
dagegen
so
langsam,
daß der
Vorgang
praktisch aus
lauter chemi-
schen
Gleichgewichtszuständen besteht,
so
wird die
Abhängigkeit
des
Druckes
von
der Dichte
eine
andere
sein,
derart,
daß die
Kompressi-
bilität des Gemisches
geringer
ist
als im ersten
Falle.
Die
Schallge-
schwindigkeit
wird
also mit der
Frequenz
von
einem
Anfangswerte
bis
zu
einem Grenzwert zunehmen
müssen. Bei
Frequenzen,
die
zwi-
schen
jenen
beiden Extremen
liegen,
wird die Reaktion
hinter der
Verdichtung
zurückbleiben, derart,
daß eine Art zeitliches Zurück-
bleiben der Druckkurve
gegenüber
der Kurve der
Dichtigkeit
unter
Verwandlung
von
mechanischer Arbeit
in Wärme stattfindet. Im fol-
genden
soll
vorläufig
nur
eine
theoretische
Untersuchung
der Schall-
ausbreitung
in
einem teilweise
dissoziierten
Gase
gegeben
werden,
wo-
[1]