3 7 2 D O C . 5 0 D E V E L O P M E N T O F R E L AT I V I T Y
50. “Brief Outline of the Development of the Theory of
Relativity”
[after 8 December
1920][1]
Kurze Skizze zur Entwicklung der Relativitätstheorie.[2]
A. Einstein.
Es ist reizvoll, eine Gedanken-Entwicklung möglichst kurz dazustellen und doch
so vollständig, dass überall die Stetigkeit des Fortschreitens erkennbar ist. Wir wol-
len dies für die Relativitätstheorie versuchen und zeigen, dass der ganze Weg aus
kleinen, fast selbstverständlichen gedanklichen Schritten besteht.
Am Anfang der ganzen Entwicklung steht der sie ganz beherrschende Faraday-
Maxwell’sche Gedanke, dass alles physikalische Geschehen auf Nahe-Wirkungen
zurückzuführen sei, d. h. mathematisch gesprochen auf partielle Differenzialglei-
chungen. Dies gelang Maxwell für die elektromagnetischen Vorgänge in ruhenden
Körpern, indem er die magnetische Wirkung des Vakuum-Verschiebungsstromes
erdachte sowie die Wesensgleichheit der durch Induktion erzeugten „elektromoto-
rischen“ Felder mit dem elektrostatischen Felde postulierte.
Die Ausdehnung der Elektrodynamik auf bewegte Körper blieb Maxwells
Nachfolgern überlassen. H.
Hertz[3]
suchte das Problem zu lösen, indem er dem
leeren Raum (Aether) ganz ähnliche physikalische Eigenschaften zuschrieb wie
der ponderabeln Materie; im Besonderen sollte der Aether wie die ponderable Ma-
terie in jedem Punkte eine bestimmte Geschwindigkeit besitzen. Die elektroma-
gnetische bezw. magnet-elektrische Induktion sollte durch die Aenderungsge-
schwindigkeit des elektrischen bezw. magnetischen Flusses bestimmt sein wie in
ruhenden Körpern, wenn man jene Aenderungsgeschwindigkeiten auf mitbewegte
Flächenelemente bezog. Die Hertz’sche Theorie widersprach aber dem Fundamen-
talversuche von Fizeau über die Lichtausbreitung in strömenden Flüssigkeiten. Die
naheliegendste Ausdehnung der Maxwell’schen Theorie auf bewegte Körper war
unvereinbar mit dem Experiment.
Hier griff H. A. Lorentz rettend ein. Als unbedingter Anhänger der atomisti-
schen Theorie der Materie konnte er die letztere nicht als den Sitz der kontinuier-
lichen elektromagnetischen Felder ansehen. Diese Felder fasste er also folgerichtig
als Zustände des kontinuierlich gedachten Aethers auf. Den Aether dachte sich
Lorentz als wesentlich unabhängig von der Materie, mechanisch und physikalisch.
Der Aether sollte an den Bewegungen der Materie nicht teilnehmen und mit der
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