4 3 4 D O C . 5 9 O N PA L E S T I N E . F I R S T V E R S I O N
59. On a Jewish Palestine. First Version
[before 27 June
1921][1]
Meine Damen und Herren!
Seit zweitausend Jahren áruhteñ bestand das áErbeñ gemeinsame
Gut[2]
des jüdi-
schen Volkes nur in seiner Vergangenheit. Gemeinsam war unserem über die Welt
zerstreuten Volke nichts als die sorgsam gehütete Tradition. Wohl haben einzelne
Juden grosse Kulturwerte geschaffen, aber das jüdische Volk als Ganzes schien
nicht mehr die Kraft zu grossen Kollektiv-Leistungen zu
haben.[3]
Dies ist nun anders geworden. Die Geschichte hat uns eine grosse und edle
Aufgabe zugewiesen in Gestalt der thätigen Mitarbeit an dem Aufbau Palästinas.
Hervorragende Stammesgenossen arbeiten bereits mit allen Kräften an der Ver-
wirklichung dieses Zieles. Es ist uns Gelegenheit dazu geboten Kulturstätten zu er-
richten, die das ganze jüdische Volk als sein áEigentumñ Werk betrachten kann. Wir
hegen die Hoffnung, in Palästina eine Heimstätte eigener nationaler Kultur zu
schaffen, die dazu beitragen soll, den nahen Orient zu neuem wirtschaftlichem und
geistigem Leben zu
wecken.[4]
Das Ziel, das den Führern des Zionismus vorschwebt, ist kein politisches, son-
dern ein soziales u. kulturelles. Das Gemeinwesen in Palestina soll sich dem sozia-
len Ideal unserer Vorfahren nähern, so wie es in der Bibel niedergelegt ist und
gleichzeitig eine Stätte modernen geistigen Lebens werden. Ein geistiges Centrum
für die Juden der ganzen
Welt.[5]
Dieser Auffassung entsprechend bildet die Errich-
tung einer jüdischen Universität in Jerusalem eines der wichtigsten Ziele der zioni-
stischen Organisation. Ich bin in den letzten Monaten in Amerika gewesen, um dort
die materielle Basis für diese Universität schaffen zu
helfen.[6]
Der Erfolg dieser
Bestrebung war ein vorzüglicher. Dank der unermüdlichen Tätigkeit und der her-
vorragenden Opferwilligkeit der jüdischen Aerzte Amerikas ist es uns gelungen,
genügend Mittel für die áRealisierungñ Schaffung einer medizinischen Fakultät zu-
sammen zu bringen u. es wird mit den vorbereitenden Arbeiten zur Realisierung
derselben sofort
begonnen.[7]
Nach den bisherigen Erfolgen hege ich keine Zwei-
fel, daß sich die materielle Basis für die übrigen Fakultäten in kurzer Zeit wird
schaffen lassen. Die med. Fakultät soll zunächst im Wesentlichen als Forschungs-
institut ausgebildet werden u. für die für ádieñ den áKolonisierung des Landesñ Auf-
bau besonders wichtige Sanierung des Landes tätig sein. Unterrichtstätigkeit in
größerem Stiele wird erst später von Wichtigkeit
werden.[8]
Da sich eine Reihe
tüchtiger Forscher bereits gefunden hat, die einem Ruf an die Universität zu folgen
bereit sind, erscheint die Errichtung einer med. Fakultät als vollkommen gesi-
chert.[9]
Ich bemerke noch, daß für d. Universität ein besonderer Fonds gegründet
[p. 1]
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